© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/00 21. April 2000

 
Wenn zwei sich streiten
von Moritz Schwarz

Wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte. Die Streithähne heißen diesmal Bund Freier Bürger (BFB) und Deutsche Soziale Union (DSU). Beide beschlossen noch im Februar, sich einander endlich näherzukommen, doch schon die ersten zarten Berührungen verursachten Verletzungen der Befindlichkeiten.

Der BFB ist ein theoretisch-abstraktes Parteikonstrukt bürgerlicher Herkunft, Interessen-motiviert und Ziel-orientiert. Die DSU ist eine organisch-identitäre Volkspartei nachbarschaftlich-kleinbürgerlicher Prägung. Beide wollen als Kern einer künftigen Sammlung der konservativ-bürgerlichen Kräfte fusionieren, um die deutsche demokratische Lücke außerhalb Bayerns zu schließen. Gelingt die Fusion der beiden, sollen die übrigen bürgerlichen Kleinparteien Deutschlands, wie etwa die sachsen-anhaltinische FDVP oder die Hamburger Stattpartei folgen und so eine überzeugende und relevante Reformpartei entstehen.

Nun haben die Mentalitätsunterschiede erste Spannungen evoziert: Im BFB ist man enttäuscht über das mangelnde Tempo bei der DSU und zweifelt an deren guten Willen, die DSU wiederum fühlt sich überfahren und beklagt sich folglich über "schlechten Stil" beim BFB. Lernen muß der flexiblere BFB, daß Menschen Zeit brauchen, die DSU aber muß erkennen daß Sie es sein wird, die die größeren Opfer wird bringen müssen, weil sie es im Gegensatz zu Ihrem Partner versäumt hat, eine zukunftsfähige Perspektive zu entwickeln. Klar sehen aber müssen beide, daß ein ein lachender Dritter nur auf ihren Ringkampf wartet.


 
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