© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/00 07. April 2000

 
Stauffenberg im Olymp
Moritz Schwarz

Während Preußen und Österreich sich einst um Deutschland schlugen, war der wahre Hort der großen deutsche Kulturnation das Bayern des Träumers und Romantikers Ludwig I. Nicht die Einheit des Reiches, sondern der Ruhm deutscher Geschichte und Kultur war ihm Vaterland. Und diesem weihte er der "Altäre" mehrere. Neben der Walhalla bei Regensburg an der Donau auch die von Hofbaumeister Leo von Klenze bis 1853 errichteten "Ruhmeshalle" in München.

Hier beliebte es dem apollinischen Monarchen mit der berühmten Schwäche für die kleine Tänzerin, dem bajuwarischen Anteil an der Glorie der "Teutschen" (Ludwig I.) zu huldigen: Bewacht von einer gerüsteten Bavaria versammelte er hier Bayerns verdienteste Männer. Freilich nur als Marmorbüsten, war doch das vorherige Ableben Bedingung für die Aufnahme in den weißblauen Pantheon.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch in Bayern die Welt in Ordnung war, besann man sich wieder auf diese erhabene Tradition. Bis zum vergangenenWochenende war der Reigen der Erlauchten auf runde hundert Heroen aller Klassen geschwollen. Am Montag dann fügte Finanzminister Kurt Faltlhauser im Auftrag des bayerischen Ministerrats feierlich acht weitere Olympier dem vaterländischen Setzkasten hinzu.

Darunter, gemeißelt vom Pfälzer Bildhauer Franz Leschinger, der Patriot und Widerstandskämpfer Claus Graf Schenk von Stauffenberg, der es am 20. Juli 1944 mit fataler Verzögerung durch das Attentat auf Hitler unternommen hatte, das Reich zu retten und Deutschlands Ehre wieder herzustellen.

Finanzminister Faltlhauser führte bei der Ehrung Stauffenbergs "Mut gegen die Hitler-Diktatur" ins Feld und vergaß dabei ganz dessen in erster Linie national-patriotischen Motive, genauso wie dessen Ethos vom "Soldat sein an der Front wie zu Hause". Und so birgt diese Büste schließlich nur Stauffenberg light.

Das erklärt vielleicht auch warum es über ein halbes Jahrhundert gedauert hat, bevor dieser Patriot des Reiches die verdiente Würdigung erfährt. Mittlerweile zurechtgestutzt auf Konsensmaß ist Stauffenberg nun auch eventuell vorbeischauenden Schulklassen politisch korrekt vermittelbar.

Und die nächste Klitterung droht leider auch schon: Die "Weiße Rose" soll durch Sophie Scholl in der Walhalla geehrt werden, so die Forderung aus SPD-Reihen. Vom intensiven politisch rechten Vorleben so mancher dieser Helden, etwa bei der nationalistischen "dj 1.11" oder der Hitler-Jugend, wird dann bestimmt ebenso keine Rede sein.


 
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