© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/00 07. April 2000

 
Meldungen

Firmen bieten Kopfgeld für Physiker

REGENSBURG. In den kommenden Jahren erwartet die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) einen Mangel an Physikern. 3.000 Studenten schlossen vergangenes Jahr ihr Physikstudium ab, im Jahr 2002 sei mit nur noch 1.300 Examens-Kandidaten zu rechnen, erklärte DPG-Vorstandsmitglied Klaus Wandelt vergangene Woche in Regensburg. Da die Hälfte aller berufstätigen Physiker bald das Rentenalter erreiche, gebe es einen enormen Bedarf. Viele Firmen zahlten mittlerweile sogar "Kopfgeld" für Physiker. Die Qualität der deutschen Forschung könne nur durch Nachwuchs gesichert werden, fordert die DPG. Physik müsse in den Lehrplänen der Schulen stärker berücksichtigt werden.

 

BDA-Präsident Hundt attackiert Rüttgers

ERFURT. Die Entscheidung der nordrhein-westfälischen CDU, unter dem Motto "Mehr Ausbildung statt mehr Einwanderung" in den Landtagswahlkampf zu ziehen, erzürnt Unternehmervertreter. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte, die Kampagne sei "undurchdacht und erbärmlich populistisch". Er warnte in der Thüringer Allgemeinen, die Initiative der CDU gehe an den Notwendigkeiten des Arbeitsmarktes vorbei. BDI-Chef Henkel schloß sich der Kritik an. CDU-Kandidat Jürgen Rüttgers entgegnete dem, die großen Unternehmen machten es sich zu leicht, wenn sie Experten aus dem Ausland holen wollten, statt selbst auszubilden. Rund 60 Prozent der Menschen in NRW sind der Meinung, das sei keine Lösung. Mehr als 30.000 Computerexperten und 50.000 Ingenieure sind bundesweit arbeitslos.

 

FBI findet nicht genug Computerspezialisten

WASHINGTON D.C. John Sennett, Präsident der "FBI Agents Association", sucht dringendst Agenten, um den Verbrechern im Internet auf die Spur zu kommen. Doch die seien entweder schwer zu bekommen, wollen mehr Geld, als das FBI zahlen kann, oder scheitern an der alten Ausrüstung der Behörde. Sennett beklagt, daß manche "geschockt" seien, wenn sie ihr Arbeitsgerät sehen: Antiquierte 486-Rechner ohne Internetzugang. Angesichts das Mangels an eigenen Fachkräften muß das FBI gar Fahndungen teilprivatisieren, klagt der stellvertretende FBI-Direktor Thomas Pickard. So seien die Ermittlungen gegen die "Cyberattacken" auf die Internetfirmen eBay oder Yahoo teils von Privatunternehmen erledigt worden.

 

Präsident Havel gegen "Mafia-Kapitalismus"

PRAG. Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel fühlt sich mitverantwortlich für den "mafiösen Kapitalismus" in seinem Land, allerdings sieht er darin keinen Rücktrittsgrund. "Ich übernehme dafür die politische Verantwortung", erklärte Havel in einem Rundfunkinterview selbstkritisch. Er trete vor 2003 nur zurück, wenn die Öffentlichkeit dies befürworte. Unter "mafiösem Kapitalismus" versteht Havel die "schwer verständliche Verflechtung von Institutionen, Banken und Gesellschaften", die zu großen Bereicherungen führe. Er beklagte die "schlaffe ethische politische Kultur" und den "nicht rechtzeitig vorbereiteten legislativen Rahmen der Privatisierung".

 

Zahl der Woche

500.000 Menschen leben illegal in Deutschland. Etwa 100.000 davon leben in der "Hauptstadt der Illegalen", in Berlin. In der Mehrheit sind es abgelehnte Asylbewerber aus Osteuropa und Südamerika. Viele arbeiten illegal auf Baustellen oder in Gaststätten.

(Quelle: Das Parlament, 12/2000)


 
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