© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/00 07. April 2000

 
Rätselhafter Tod
Artenschutz III: Massensterben von Seelöwenbabies
Ulrich Karlowski

Bei einer über sieben Monate dauernden Bestandszählung stießen australische Wissenschaftler auf ein rätselhaftes Massensterben bei neugeborenen Seelöwen. So verendeten allein bei Port Lincoln, Süd-Australien, in einer der größten Kolonien des Landes über 40 Prozent aller Seelöwenbabies. Fieberhaft suchen Wissenschafter jetzt nach den Gründen für diese ungewöhnlich hohe Todesrate.

Peter Shaughnessy, ein international anerkannter Robbenexperte, vermutet, daß Krankheiten, veränderte Umweltbedingungen, menschliche Einflüsse oder eine Kombination daraus die Verluste verursacht haben könnten: "Eigentlich sollten die Bestände anwachsen und sich langsam von der massiven Dezimierung durch die kommerzielle Jagd im vergangenen Jahrhundert erholen. Wir wissen nicht, warum sie das nicht tun."

Im krassen Gegensatz dazu steht die Bestandsentwicklung bei den etwa 18.000 neuseeländischen Mähnenrobben. Ihre Population wächst jährlich um zehn Prozent, die Todesrate unter Neugeborenen liegt nur bei 1,1 Prozent.

Nach Ansicht von Shaughnessy verdeutlicht diese unterschiedliche Entwicklung, daß dringend genauere Untersuchungen über die Lebensbedingungen der australischen Seelöwen in den Gewässern vor Süd-Australien durchgeführt werden müssen: "Wenn wir nicht schnell mehr über die Seelöwen herausfinden, werden die Populationen noch weiter zurückgehen, und wir werden die Ursachen dafür nie herausfinden."


 
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