© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/00 07. April 2000

 
800 Kilo schwer
Artenschutz II: Lederschildkröten sterben aus
Ulrich Karlowksi

Die größte Meeresschildkrötenart der Welt, die Lederschildkröte, dürfte nach Ansicht von Experten innerhalb der nächsten Jahre aussterben. So wurden im vergangenen Jahr am Strand von Rantau Abang an der Ostküste von Malaysia – einem von weltweit etwa zehn Hauptnistplätzen dieser Art – nur noch neun Gelege der bis zu 800 Kilogramm schweren und fast 2,5 Meter langen streng geschützten Schildkröten gesichtet.

In den achtziger und neunziger Jahren war Rantau Abang berühmt für ein sich jährlich von Mitte Mai bis in den Oktober hinziehendes Tier-Spektakel, wenn sich die riesigen Lederschildkröten-Weibchen in großer Zahl den Strand herauf zur Eiablage vorkämpften. Kevin Hiew von der malaysischen Fischereibehörde meint, daß das Aussterben dieser Reptilien angesichts der wenigen Gelege nicht mehr aufzuhalten sei. Malaysische Statistiken zeigen, daß deren Zahl von 207 Nestern im Jahr 1991 kontinuierlich auf 19 im Jahr 1998 zurückging. Für diesen Trend seien, so Hiew, auch Artenschutzprogramme mitverantwortlich. Bei der seit den siebziger Jahren betriebenen künstlichen Aufzucht seien durch falsche Bruttemperaturen zu viele weibliche Tiere geschlüpft, so daß die Zahl unbefruchteter Gelege immer mehr zugenommen habe.Bei Meeresschildkröten wird, wie bei anderen Reptilien, die Geschlechtsspezifikation über unterschiedliche Bruttemperaturen bestimmt.


 
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