© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/00 07. April 2000

 
Meldungen

Europäer uneins über Österreich-Boykott

HELSINKI/PARIS. Eine Umfrage des "Suomen Gallup"-Instituts ergab, daß in Finnland eine klare Mehrheit – 57 Prozent – für die "sofortige Aufhebung" der EU-Sanktionen ist. 49 Prozent sprachen sich aber gegen eine finnische Aktion im Alleingang aus. Nur 33 Prozent befürworteten die Sanktionen. Eine Umfrage der französischen Zeitung Le Monde unterstützt hingegen eine harte Haltung zu Österreich. 58 Prozent der Franzosen, 52 Prozent der Spanier und 44 Prozent der Briten seien für die Sanktionen. Nur bei den Deutschen sei eine klare Mehrheit – 56 Prozent – dagegen. In Italien erhalten Pro und Contra je 38 Prozent.

 

Japan ignoriert den Österreich-Boykott

WIEN/TOKIO. "Das japanische Außenministerium erteilt keinerlei Empfehlung, die japanischen Bürgern von Reisen nach Österreich abrät." Damit wies die japanische Botschaft in Wien eine Aussage des Wiener Staatsoperndirektors Ioan Holender zurück, der damit die Absage der Sommeraufführungen der "Lustigen Witwe" begründete. Auch die Botschaft in Tokio widerspricht: Die Haltung der japanischen Reisebüros sei im Gegenteil weiterhin positiv, sagte der Erste Botschaftssekretär Richard Kühnel.

 

Arme AKP-Staaten zu Haider-Kritik genötigt

ABUJA/BRÜSSEL. Beim letzten Treffen der paritätischen Versammlung der afro-karibisch-pazifischen Staaten (AKP) und der EU in Abuja, Nigeria, wurde eine Resolution zur "politischen Situation in Österreich" verabschiedet. Darin werden die "beleidigenden, fremdenfeindlichen, rassistischen und zutiefst anti-europäischen Äußerungen" von Jörg Haider verurteilt und "Schutzmaßnahmen für Immigranten und Asylbewerber" gefordert. Der EU-Abgeordnete Reinhard Rack (ÖVP) verdächtigt die Sozialdemokraten als Initiator: "Es spricht viel dafür, daß diese Entschließung organisiert wurde, und zwar nicht von AKP-Seite". Die AKP-Staaten, meist ehemalige Kolonien, besitzen Währungs- und Zollprivilegien und erhalten Milliarden-Subventionen aus Brüssel.

 

FPÖ-Parlamentarier von Israel-Reise zurück

JERUSALEM. "Da weicht sich langsam etwas auf", erklärte der freiheitliche EU-Abgeordnete Peter Sichrovsky nach seinem jüngsten Israel-Besuch. Indiz dafür sei, daß er von Vertretern israelischer Universitäten und von Militärs Einladungen zu Vorträgen erhalten habe. "Als wir auf Einladung der arabischen Abgeordneten im Knesset-Restaurant saßen, gab es Aufruhr, weil so viele jüdische Abgeordnete kamen, die uns begrüßen wollten", sagte der FPÖ-Politiker. Die arabischen Abgeordneten wiederum hätten ihn gefragt: "Wie kann eine demokratische Partei in Österreich von Israel so kritisiert werden, wenn in Israel nicht die gleichen Maßstäbe angelegt werden?"

 

Atheisten mobilisieren gegen Muslime in Oslo

OSLO. Nach den Muslimen wollen in der norwegischen Hauptstadt Oslo nun auch die Atheisten ihr Bekenntnis öffentlich ausrufen. Als Antwort auf den Gebetsruf "Gott ist groß" plant eine atheistische Gesellschaft wöchentlich bis zu zehnmal Gott gibt es nicht" oder Ausschnitte aus den allgemeinen Menschenrechten über Lautsprecher zu verkünden. Die Gemeinde soll demnächst über einen entsprechenden Antrag entscheiden. Seit Anfang des Jahres ist den Muslimen gestattet, von den Minaretten der 18 Moscheen in Oslo fünfmal am Tag öffentlich zum Gebet aufzurufen, da der Ruf nicht gegen die Lärmschutzverordnung verstoße und die Verfassung Religionsfreiheit garantiert. Von den rund 500.000 Einwohnern Oslos bekennen sich etwa 36.000 zum Islam.


 
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