© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/00 31. März 2000

 
Zukunft der JF: Die Zeitung ändert ihr Format / Verlängerung der Abokampagne
Gespannt auf das Gesicht der "neuen JF"
Dieter Stein

Abokampagnen sind nicht unumstritten. Sie weisen überdeutlich auf die schwierige wirtschaftliche Lage der betroffenen Zeitung hin. Aufgebracht hatte dieses Mittel der Leseraktivierung die Berliner Tageszeitung taz, die jahrelang um ihr Überleben kämpfte und nur mittels zahlloser, nahezu jährlich wiederholter und beinahe erpresserisch durchgeführter "Rettungskampagnen" das Fortbestehen sichern konnte. Nach nur kurz anhaltender Abstinenz und dem Versprechen, von Rettungskampagnen Abstand zu nehmen, kehrte die taz nun dieses Jahr zu diesem Mittel zurück und drohte den Lesern über mehrere Wochen mal mit dem Verzicht auf die taz-typischen Überschriften, mal mit der Abkehr von bierernstem Journalismus und Hinwendung zum Boulevard.

Die JF hatte im Dezember vergangenen Jahres erstmals keine "Rettungskampagne" ausgerufen, sondern einfach eine Abokampagne, die alle Leser motivieren sollte, darüber nachzudenken, was ihnen die Zeitung bedeutet, und neue Leser anzusprechen. Diesmal ging es also nicht "ums Ganze" wie bei den Abokampagnen 1996 und 1997, bei denen schon einmal die junge freiheit unter Einbeziehung der Leserschaft neue Abonnenten gewinnen konnte.

Das Erscheinen der JF auf dem jetzigen Niveau ist gesichert. Dies aber nur, weil Investitionen in einen weiteren Ausbau des Zeitungsprojektes und Ausgaben für Werbung fast komplett gestrichen oder zurückgestellt und 1998 Personal und Umfang der Zeitung gemindert wurden. Das garantiert zwar einen wirtschaftlich soliden Kurs des Verlages, bietet jedoch nur geringe Perspektiven für eine weitere Entwicklung der Zeitung.

Um nun einen neuen Schub für eine erhöhte Verbreitung der JF und eine – nach 1998 erfolgter Kürzung des Umfangs und von Ressorts – überfällige Verbesserung des redaktionellen Angebotes der JF möglich zu machen, sollte die "Große Abo-Kampagne 2000" alle nur möglichen Kräfte mobilisieren. Sicher – es war ein sehr ehrgeiziges Ziel. Unter dramatischeren Umständen war es 1996 unter dem Motto "Jetzt geht’s ums Ganze!" vom 23. August 1996 bis 30. November 1996 gelungen, 1.642 neue Abonnenten zu werben. Die bis zu diesem Zeitpunkt anvisierten 2.500 Neuabonnenten wurden nach Verlängerung der Kampagne erst zum 21. Februar 1997 erreicht. 

Im Rahmen der am 29. August 1997 gestarteten Abokampagne "Aufbruch für Deutschland" sollten bis zum 30. November 1997 1.500 Neuabonnenten hinzugewonnen werden. Bis zum 28. November 1997 waren 899 Neuabonnenten erreicht, die 1500 kamen schließlich – nach Verlängerung – erst am 10. April 1998 zusammen.

Obwohl nicht das Aus der JF drohte – so sehr dies politische und publizistische Gegner vielleicht begrüßt hätten –, nahmen die JF-Leser mit großer Leidenschaft an der Abokampagne teil. Dies zeigen zahlreiche Briefe, die leider noch nicht alle beantwortet werden konnten. Das ehrgeizige Ziel, 2.000 Abonnenten bis zum 31. März zu werben, konnte leider nicht erreicht werden.

Wir verlängern deshalb die Abokampagne bis zum 30. Juni und bitten alle Leser mit Kraft mitzuhelfen, bis zu diesem Datum die 2.000 neuen Abonnenten voll zu machen. Es müßte doch zu schaffen sein.

Daß wir zum 7. April trotzdem schon einige Veränderungen und Neuerungen realisieren können, ohne den Verlag zusätzlich wirtschaftlich zu belasten, verdanken wir unserer Druckerei. Sie hatte Anfang des Jahres eine gute und eine schlechte Nachricht für uns. Die schlechte Nachricht war, daß sie im Laufe des Jahres die Druckmaschine für das gewohnte "Berliner Format" der JF abrüstet, weil mehrere Großaufträge zum Jahresanfang entfallen waren. Derzeit wird die aufwendige Rollenoffset-Maschine mit mehreren Arbeitern nur noch einmal die Woche angeworfen, um die Auflage der jungen freiheit zu drucken. Das lohnt sich nicht mehr für den Betrieb. Da die JF an einer Kostensenkung bei gleichzeitiger Ausweitung des redaktionellen Angebotes interessiert war, brachte man uns die gute Nachricht, nämlich ein konkurrenzlos günstiges Druck-Angebot für eine JF im größeren "Nordischen Format".

Wir haben uns nun dazu entschieden. Ab der kommenden Ausgabe, JF 15/00, erscheint die JF in diesem größeren Format. Alle Neuerungen wollen wir noch nicht bekanntgeben. Nur so viel: Die JF hat künftig 16 Seiten Umfang, da das "Nordische Format jedoch 30 Prozent mehr Platz pro Seite bietet, entspräche dies beim bisherigen "Berliner Format" der JF einer Erhöhung des Umfangs von 18 auf 21 Seiten. Mit anderen Worten: mehr Platz zum gleichen Preis.

Die JF bekommt künftig ferner eine regelmäßige vierfarbige Titelseite und ein überarbeitetes Erscheinungsbild. Keine Angst, die JF wird sich nicht irgendwelchen modischen Trends unterwerfen, die in die Beliebigkeit führen. Lassen Sie sich einfach von uns überraschen!

Alle, die am alten Format hingen, bitten wir um Geduld und Verständnis für unsere Entscheidung, die auf einer Güterabwägung beruhte. Prüfen Sie die "neue JF" in Ruhe. Wir freuen uns auf viele Leserbriefe, Lob und Kritik.


 
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