© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/00 24. März 2000


Volker Schimpf
Europäischer Konservativer
von Christian Schultz

Einen gänzlich anderen Beruf übt der Fachschullehrer für Museologie, Ur- und Frühgeschichte Volker Schimpf aus, seitdem in Mitteldeutschland wieder frei gewählte Abgeordnete die Interessen des Volkes vertreten. Das 46jährige CDU-Mitglied der ersten freien Stunde sitzt seit 1990 im Landtag des Freistaates Sachsen; Volker Schimpf ist für alle politisch korrekten Politiker und Journalisten ein Albtraum. Nicht genug, daß der studierte Archäologe wenig angepaßte Ideen vertritt, er wirbt sogar offen für sie und gehört damit eindeutig in die Kategorie: Bekennender Konservativer.

Diese aussterbende Art ist besonders der Sachsen-PDS verdächtig. Die Sozialisten fordern seit vergangener Woche sogar den Rücktritt Schimpfs aus seinen Ämtern, da sie hinter der jüngsten Rede des Vorsitzenden des Rechtsausschusses vor dem Landtag, blanken Rassismus und Menschenhaß vermutet. Die Feststellung Schimpfs, daß eine Re-sozialisierung bei ausländischen Inhaftierten teilweise unmöglich zu erreichen ist, da viele nie in dieser Gesellschaft sozialisiert waren, stößt auch bei Teilen der Landes-SPD auf wenig Zuspruch. Seine Äußerung, daß deutsche Justizvollzugsanstalten für die meisten ausländischen Verbrecher eher ein Sanatorium, als ein Gefängnis sind, erinnert den PDS-Abgeordneten Bartel an Ansichten des international gehetzten FPÖ- Politikers Jörg Haider. Aus seinem Herzen macht der Wahlleipziger Schimpf keine Mördergrube, wenn er zugibt, daß sich sein Mitleid in Grenzen hält, wenn heimgesandte Straftäter mit den landesüblichen Fußfesseln an der Flucht gehindert werden und wenn als Disziplinarmaßnahme die Peitsche anstatt der einstweilige Entzug des Lesestoffes angewendet wird.

Die CDU-Landtagsfraktion steht dennoch zu ihrem kritischen Mitglied, so daß zum Unmut seiner Gegner nicht mit dem geforderten Rückzugs Schimpf aus der Politik zu rechnen ist. Das wäre auch schade, gehört er doch zu den wenigen Volksvertretern, denen man die Lust an der Politik auch nach drei Legislaturperioden ansieht. Eines seiner Hauptanliegen ist, neben der Reform des Srafvollzuges, die Gestaltung des starken Europas, wobei in diesem Punkt seine Vorstellungen von der Norm abweichen. Ein starkes Europa, das auf der christlichen Religion und Wertegemeinschaft beruht, ist sein Ziel, für das er sich als stellvertretender Präsident der Paneuropa Union mit seinem Vorsitzenden Otto von Habsburg stark macht.

Ein gern gesehener Gast ist Volker Schimpf bei der Paneuropa Jugend und der Jungen Union, denen er mit seinen Europavorträgen neuen Diskussionsstoff bietet. Es bleibt zu hoffen, daß sich andere Politiker an ihm ein Beispiel nehmen und ihren Idealismus nicht zugunsten bloßen Machterhaltes aufgeben.


 
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