© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/00 24. März 2000


Bye BMW – buy British
von Bernd-Thomas Ramb

Der Aufruf zum Boykott der bayerischen Nobelmarke BMW ist möglicherweise noch nicht der Höhepunkt der britischen Wut über den verlorenen Finanzier der Defizite, die die englische Marke Rover permanent verursachte. Mehr als 22 Milliarden Mark mußten die Bayern bislang für den Erwerb, laufende Verluste und Neuinvestitionen in das englische Loch stopfen, selbst für die milliardenschwere BWM-Großaktionärsfamilie Quandt ein wengerl zuviel. Fort mit Schaden ist daher die Devise und flux wird der Mustergatte der Rover-Familie, der altehrwürdige Land Rover, für knapp sechs Millionen Mark an Ford verscherbelt und der Rest der Bagage samt einer Mitgift von zwei Milliarden DM dem windigen – aber immerhin britischen – Brutalsanierer Alchemy übereignet. Für die Deutschen eine 18 Milliarden Mark Pleite, für die Briten die größte Schmach von deutscher Hand seit Dünkirchen.

Das neue Possenspiel im internationalen Monopoly-Theater lehrt Dreierlei. Erstens nimmt das Kaufen und Verkaufen im globalen Stil keine Rücksicht auf nationale Befindlichkeiten. Da mag Blair blaß vor Wut über die Deutschen werden, es ändert ebenso wenig, wie kürzlich Schröders Schrei ob der britischen Unverschämtheit, als Mannesmann von Vodafone gekapert wurde. Mögliche nationalistische Reaktionen wie Kaufboykott oder weitergehende feindliche Aktionen gegen deutsche Waren dürften allenfalls vorbergehend Anhänger finden. Die Kaufentscheidungen der Konsumenten richten sich letztlich immer nach Qualitäts-Preis-Verhältnissen und nicht nach Almosenforderungen der maroden nationalen Industrie.

Zweites, auf dem internationalen Markt des Unternehmenshandels herrscht, wie im Bereich der Produktion selbst, das unverfälschte Grundprinzip der Marktwirtschaft: staatlich ungebremste Effizienz mit allen Konsequenzen. Der Bessere gewinnt - und muß dabei aufpassen, daß er durch den Sieg nicht so stark geschwächt wird, daß er den nächsten Kampf verliert. BMW gilt durch den mißlungenen Kraftakt der Rover-Übernahme als heißer Übernahmekandidat. Vielleicht kauft Vodafone nun auch noch BMW – und übernimmt sich dabei so stark, daß die Deutsche Telekom ihrerseits dann Vodafone übernehmen kann. Aber selbst internationale Großkonzerne können noch dazu lernen: Das Aufkaufen des Konkurrenten ist nicht immer ein endgültiger Gewinn.

Drittens lehrt die deutsch-britische Unternehmensschlacht: Nationalstaatliche Interventionen sind im Big-Business nicht mehr möglich. Wer nationale Produktionen aufrecht erhalten will, muß halt besser produzieren. Also, old friends, baut einfach bessere Autos, wenn ihr wollt, daß Engländer nicht mehr BMW fahren.


 
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