© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/00 17. März 2000

 
Meldungen

Zweite rumänische Giftflut ist Rückschlag für Theiß

BUDAPEST. Der neue Giftunfall in der rumänischen Stadt Borsa hat einen 150 Kilometer langen Fluss-abschnitt der Theiß betroffen, der von der Zyanid-Katastrophe vor fünf Wochen verschont geblieben war. "Von hier aus sollten die Wasserlebewesen sich im Laufe der Zeit wieder in die geschädigten Gebiete ausbreiten. Wenn dieser Selbstreinigungsprozess nun gefährdet ist, sieht es für den Fluß schlecht aus", warnt Erika Schneider, Expertin im WWF-Auen-Institut. Gefährlich seien mögliche Langzeitfolgen, da sich Schwermetalle in den Organismen anreichern könnten und jahrelang eine schleichende Vergiftung bewirken würden. Philip Weller, Leiter des Donau-Karpaten-Programms des WWF und Mitglied der EU-Task-Force, die den Cyanid-Unfall untersucht, sagte: "Der zweite Unfall zeigt erneut, wie wichtig eine komplette Übersicht über die Gefahrenstandorte aus dem Bergbau wäre." Eine solche Liste hatte der WWF schon mehrfach bei der EU-Kommission angemahnt. "Tickende Zeitbomben wie diese Bergbauunternehmen in Rumänien bedrohen uns überall in Europa", fügte Weller hinzu.

 

"Goldrausch" in den Karpaten bedroht Umwelt

BUKAREST/KIEW. Nach dem jüngsten Minenunglück in Rumänien warnt Greenpeace vor den Folgen eines "neuen Goldrausches" in den rumänischen und ukrainischen Karpaten. In den Minen herrschen katastrophale Zustände. Die Mine in Borsa, wo am 10. März nach einem Dammbruch 20.000 Tonnen schwermetallhaltiger Schlämme in die nahegelegenen Gewässer gelangten, gehört dem rumänischen Staatsunternehmen "Remin", das auch zu 45 Prozent an der Unglücksmine "Aurul" beteiligt ist. Doch immer mehr australische, kanadische und britische Firmen übernehmen marode Staatsbetriebe und pressen durch Laugung mit giftigem Zyanid auch noch die letzten Reste an Gold heraus. Bei der Stadt Deve hat eine britische Firma kürzlich das angeblich größte Goldvorkommen Europas gefunden. "Rund um das Karpaten-Becken entsteht eine neue Kette schlecht gesicherter Giftdepots, die sich jederzeit in die Flüsse ergießen können", warnt Greenpeace-Sprecher Andreas Bernstorff. Schon im Mai und Dezember 1999 entwichen aus zwei Goldminen bei Brad und Baia de Aries (Westkarpaten) Tausende Kubikmeter Giftschlämme und verursachten große Fischsterben.


 
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