© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/00 10. März 2000

 
Kulturtagebuch: Leni Riefenstahl überlebte Hubschrauber-Absturz im Sudan
Die Macht des Lebens
Richard Stoltz

In einer Gesellschaft, in der Über-Fünfzigjährige bereits zum "alten Eisen" gehören", ist das Erreichen eines hohen Alters kein Vergnügen. Vielleicht deshalb würden nur rund 43 Prozent aller Deutschen gern hundert Jahre alt werden. 41 Prozent dagegen möchten "nicht so gern" dieses Alter erreichen. Das hat das Institut für Demoskopie in Allensbach anhand einer Umfrage ermittelt. Die statistische Lebenserwartung bei Männern in Deutschland liegt bei 74 Jahren, Frauen werden im Durchschnitt 80 Jahre alt.

Leni Riefenstahl ist über dieses Alter weit hinaus. Die Regisseurin und Fotografin kann im August dieses Jahres ihren 98. Geburtstag feiern und ist damit auf dem besten Wege, in den kleinen Kreis der Hundertjährigen einzutreten. In der vergangenen Woche überlebte die Grande Dame des deutschen Films sogar einen Hubschrauber-Absturz auf dem Flughafen von El Obeid im Zentrum des Sudan. Der vollgetankte Hubschrauber war kurz nach dem Start wegen eines Motorschadens bei dem Versuch einer Notlandung aus vier bis fünf Metern Höhe auf die Landebahn gestürzt. Bei dem Unfall zog sich Leni Riefenstahl zwei gebrochene Rippen und Prellungen zu, von den neun anderen Passagieren an Bord des Hubschraubers erlitten einige Knochenbrüche und Schnittwunden. Mit einer Sanitärmaschine des ADAC wurde Leni Riefenstahl in ein Krankenhaus nach München geflogen, wo sie zur Zeit behandelt wird.

Im Sudan wollte Leni Riefenstahl mit ihrem Kamerateam und dem Regisseur Ray Müller einen Film über den Stamm der Nuba drehen, den sie in den siebziger und achtziger Jahren mehrfach besucht hatte. Ihre preisgekrönten Foto-Reportagen über die Nuba erschienen in der Magazinen Life und Stern.


 
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