© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/00 03. März 2000

 
Meldungen

Polens Polizei geht gegen illegale Abtreibungen vor

LUBLINITZ. Erstmals sind zwei Polizeibeamte in eine private Arztpraxis eingedrungen und haben zwei Frauenärzte festgenommen, denen von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen wurde, illegale Abtreibungen durchzuführen, teilte der Polizeisprecher der oberschlesischen Kleinstadt Lublinitz mit. Frauen, die einen Abort haben durchführen lassen, droht keine Bestrafung, ausführende Ärzte oder Beteiligte müssen jedoch mit einer bis zu dreijährigen Haftstrafe rechnen. Abtreibungen sind seit einigen Jahren nur nach Vergewaltigung, bei schwerer Fötusschädigung und bei Lebensgefahr zulässig. Daher gibt es neben einem "Abtreibungstourismus" nach Tschechien oder in die Ukraine eine hohe Zahl von Abtreibungen im Untergrund, die dann umgerechnet über 1.000 Mark kosten. Bislang wurde kein einziger Arzt rechtskräftig verurteilt.

 

Havel wirft Russland "Abschlachten" vor

PRAG. Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel hat die internationale Gemeinschaft zu einer "festen und lauten" Reaktion gegen die russische Kriegführung in Tschetschenien aufgerufen. Im tschechischen Fernsehen sagte er, das russische Vorgehen in der Kaukasusrepublik könne nun ohne zu Zögern als das "Abschlachten einer Nation" bezeichnet werden. "Dieser Krieg hat nichts mit dem ‚Kampf gegen Terrorismus‘ zu tun, wie es die russischen Behörden darzustellen versuchen", sagte Havel weiter. Die EU und anderen Länder sollten deswegen eine feste Haltung gegenüber Moskau einnehmen. "Das sollte natürlich nicht eine militärische, sondern politische Aktion sein", fügte er hinzu. "Die Weltmächte müssen ihre Empörung mit politischen Mitteln zeigen." In diesem Zusammenhang sei es gut, dass die EU so ablehnend auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ in Österreich reagiert habe, sagte Havel.

 

Deutsche "Green Card" sorgt in Indien für Wirbel

BOMBAY/DACCA. Die von Kanzler Schröder in Aussicht gestellte "Green Card" – nach US-Vorbild – für Deutschland sorgt in Indien bereits für Aufregung. Deutschland brauche 30.000 Software-Experten und blicke nach Indien, titelte heute die indische Tageszeitung Economic Times. Sogenannte "Headhunter" haben mit der Expertensuche in Indien begonnen, wo über eine viertel Million Software-Experten arbeiten. Interesse signalisiert auch Bangladesch. Wegen der geringen Jobchancen verlassen Spezialisten das Land. "Normalerweise interessieren sich unsere Leute für die USA – schon wegen der Sprache", sagt Scheich Abdul Aziz. "Aber als zweite Wahl kommt auch Deutschland in Frage."

 

FBI eröffnet das erste Auslandsüro in Ungarn

BUDAPEST. Die US-Bundespolizei FBI wird in Budapest ihr erstes Büro außerhalb der USA eröffnen. Das teilte der Sprecher der ungarischen Polizei, András Rózsa mit. Das FBI werde in Ungarn auf der Grundlage eines Abkommens zwischen FBI-Direktor Louis Freeh und dem ungarischen Innenministerium aus dem vergangenen Jahr arbeiten. Das FBI komme unter anderem nach Ungarn, um besser gegen das organisierte Verbrechen aus Russland zu ermitteln, sagte Rózsa. Den US-Ermittlern sei es aber nicht gestattet, eigene Untersuchungen aufzunehmen, es gelte das ungarische Recht und die Souveränität des Landes.


 
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