© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/00 18. Februar 2000

 
Zitate

" Der große Spötter Johannes Groß hat einmal gesagt, es gebe im Lande zwei große sozialdemokratische Parteien, ‘und die eine ist ein bischen mehr katholisch’. Man kann hinzufügen, daß die andere ein bischen mehr gewerkschaftlich ist. Aber sonst herrschen die Gemeinsamkeiten vor. Wenn dem aber so ist, dann handelt es sich um eine informelle Große Koalition der Politischen Korrektheit, der gestanzten Reden, des neofeudalen Gebarens, des Stallgeruchs und der verwechselbaren Karrierewege. So entsteht jene Langeweile, die nicht einmal erträglich ist, wenn alles floriert. Wenn das aber nicht der Fall ist, kommen Unbehagen, Entfremdung, Ablehnung und Nichtwahl zur Folge, dann die Suche nach einem Antiprogramm. In Österreich füllte Haider das Vakuum, das die Große Koalition ließ. In Deutschland hat das Haider-Syndrom bisher keinen Namen, kein Gesicht, keine Partei. Das aber muß nicht immer so bleiben."

Michael Stürmer, Historiker, auf die Frage "Was nun, CDU?" eine Antwort suchend, in "Die Welt" vom 12. Februar 2000

 

 

"Die Jagd von Skandal zu Skandal ist ja in gewisser Weise auch richtig. Sie dient der Wahrheitsfindung. Gelegentlich denke ich aber, wir müßten in unseren Fragestellungen etwas tiefer gehen. Vielleicht läuft es ja wieder so: Wir jagen ein paar Wochen lang eine Sau durchs Dorf, doch es ändert sich nichts. Wenn ich Wahlergebnisse angucke, frage ich mich immer, warum ändert sich eigentlich grundsätzlich so wenig? Und ich glaube, das ist so, weil wir Journalisten zu wenig Grundsatzfragen stellen. Die CDU ist momentan abgesackt auf vielleicht 30 Prozent. Für mich stellt sich aber die Frage: Wieso kommen die noch über die Fünf-Prozent-Hürde?"

Franz Alt, Journalist und Buchautor, in einem Interview mit der "Westdeutschen Zeitung" vom 15. Februar 2000

 

 

"Rechtlich sind die Parteien nur Vereine. Dank der Vorzugsstellung nach dem Grundgesetz haben sie sich aber zum Staat im Staate entwickelt. Das erklärt die Selbstverständlichkeit und Hemmungslosigkeit, mit der sie sich bedienen. Deshalb greifen auch die Vorschläge zu kurz, Mißbräuche durch die Begrenzung der Amtszeit von Parteivorsitzenden und Bundeskanzlern zu verhindern. Sie würden die Parteien nur weiter gegenüber einzelnen Politikern und vor allem gegenüber dem Wähler stärken, dem wieder ein Stück Willensbildung entzogen werden würde."

Dieter Schröder in einem Leitartikel zur Demokratiekrise in der "Berliner Zeitung" vom 15. Februar 2000

 

 

"Der PDS-Politiker Gregor Gysi, vormals SED, hat bekanntgegeben, daß er aus Protest nicht mehr zum Winderurlaub nach Österreich fahren will. Das ist doch mal eine gute Nachricht für Tiroler und Touristen. Da kann ihnen der Anblick des Wendehalses wenigstens nicht die Ferienlaune vergällen."

Helmut Markwort, Chefredakteur, im "Focus" vom 14. Februar 2000

 

 

"Wie kann eine EU, die die Länder einen soll, ein so kleines Land wie Österreich spalten? Und was soll ich von Leuten wie Joschka Fischer halten, der 1968 Scheiben eingeschlagen und Autos angezündet hat? Denen hat man auch die Möglichkeit gegeben, in die legale Welt zurückzufinden."

Stefan Pierer, österreichischer Industrieller, in "profil" vom 7. Februar 2000

 

 

"Die Deutschen haben vor zehn Jahren mit dem Ruf ‘Wir sind ein Volk’ Europa verändert. Daß der Bundestag jetzt in Betracht zieht, ebendieses Volk zu negieren, ist schwer zu fassen."

Karl Feldmeyer zum Streit über das Haake-Kunstwerk "Der Bevölkerung" in der FAZ vom 12. Februar 2000


 
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