© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/00 18. Februar 2000

 
Meldungen

US-Ärzte sterilisierten zwangsweise Behinderte

PHILADELPHIA. US-amerikanische Ärzte haben einer Studie zufolge im 20. Jahrhundert länger und in größerem Ausmaß als bisher vermutet Behinderte zwangssterilisiert. In der am Montag veröffentlichten Studie der Yale Universität hieß es, die Genetiker-Bewegung habe ebenso wie die Nazis in Deutschland geglaubt, die Gesellschaft durch gezielte Menschenzucht und das Aussortieren Behinderter und Krimineller verbessern zu können. Bisher hatten Wissenschaftler geglaubt, das Interesse der amerikanischen Ärzte an der Erbgesundheitslehre, der Eugenik, sei in den 20er Jahren verloschen. Aber die vom US-Holocaust-Erinnerungsmuseum und der Merck-Stiftung finanzierte Studie zeigte, dass bis 1944 in 30 Staaten der USA über 40.000 als irre eingestufte Menschen legal sterilisiert worden seien. Begonnen hätten die Eingriffe mit dem Erbgesundheitsgesetz 1907 in Indiana. Zwischen Mitte der 40er Jahre und 1963 seien nochmals 22.000 Menschen sterilisiert worden. Erst in den 60er Jahren hätten Rechtsklagen und Menschenrechtsgruppen diese Praxis in den USA beendet. Das Bekanntwerden der Grausamkeiten der Nationalsozialisten habe ein Übriges getan. Die Erbgesundheitslehre entstand aus dem Sozialdarwinismus, der postulierte, nur die Besten überlebten und Eingriffe in die genetische Entwicklung seien von Vorteil. Wissenschaftler glaubten, soziale Probleme wie mangelnde Moral, Verbrechen sowie Alkoholismus aber auch Geisteskrankheit und Tuberkulose durch Menschenzucht eindämmen zu können. Der Chef des Zentrums für Bioethik an der Universität Pennsylvania, Art Caplan, sagte, die Eugenikgesetze seien in den USA ebenso scharf gewesen wie in Schweden, Frankreich und Australien. Noch 1999 hatte in Kalifornien eine private Initiative drogensüchtigen Frauen 200 Dollar geboten, falls sie sich sterilisieren ließen.

 

Letzter Kriegsgefangener lebt noch in Sibirien

KOTELNITSCH. In der Psychatrie der sibirischen Kleinstadt Kotelnitsch lebt nun schon seit 52 Jahren der letzte sowjetische Kriegsgefangene: Tomasch Andreasch, ehemaliger Panzerfahrer der Wehrmacht. Er spricht nur selten, und dann ungarisch, aus seiner Akte ist nur zu erfahren, daß er 1925 in Rumänien geboren wurde und 1947 als 22jähriger aus einem Kriegsgefangenenlager überstellt wurde. Einen Fluchtversuch hat er nie unternommen, Verwandte sind unbekannt.


 
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