© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/00 11. Februar 2000

 
Meldungen

Streit um Praktiken der Jewish Claims Conference

BERLIN. Die Jewish Claims Conference (JCC) ist durch die Anschuldigungen des Politologen Norman Finkelstein (JF-Portrait Seite 3) in den Verdacht geraten, im aktuellen Streit um die Zwangsarbeiterentschädigungen mit 135. 000 eine deutlich zu hohe Zahl von Anspruchsberechtigten angegeben zu haben (JF6/00). Der JCC hat diese Vorwürfe unter Berufung auf "zuverlässige Quellen" zurückgewiesen. Zu dem Disput äußerte sich jetzt Professor Wolfgang Benz vom Institut für Antisemitismusforschung der TU Berlin in der Berliner Zeitung. Benz bezweifelt zwar Finkelsteins bei 25.000 liegende Schätzung, korrigiert die JCC-Zahl aber drastisch nach unten auf etwa 65.000 noch lebende ehemalige Zwangsarbeiter. Zu Finkelsteins Behauptung, der JCC habe für jüdische Opfer bestimmte Gelder an diese vorbei nach Israel geleitet, sowie auf Nachfrage, ob denn die Verwendung der Gelder ausreichend erforscht sei, räumte Benz, immerhin ein Exponent volkspädagogischer "Bewältigung", vorsichtig ein: "Ich glaube nicht, daß das völlig transparent ist." Wenn nicht alles täuscht, werden bundesdeutsche Zeithistoriker wie Benz es weiter lieber Kollegen wie Finkelstein überlassen, diese Transparenz herzustellen.

 

Erinnerung an die Zerstörung Dresdens

DRESDEN. Angloamerikanische Bomber zerstörten am 13. und 14. Februar 1945 die Innenstadt Dresdens und töteten nach offizieller Lesart 40. 000 Menschen. Daran soll die Gedenkfeier zum 55. Jahrestag dieses Terrorangriffs erinnern. In ihrem Mittelpunkt steht die Übergabe eines vergoldeten Kuppelkreuzes für die den Bomben zum Opfer gefallene Frauenkirche, die seit 1994 mittels privater Spenden wiederaufgebaut wird. Im Beisein von Kanzler Schröder wird der Herzog von Kent das von den Briten als Zeichen der Versöhnung gestiftete und finanzierte Kreuz an den sächsischen Landesbischof Kreß übergeben. Danach soll vor der Baustelle der Frauenkirche unter dem Motto "Brücken bauen - Versöhnung leben" an "Zerstörung und Leid" erinnert werden – in jener recht allgemeinen Form, die stets dann auf dem Programm steht, wenn deutscher Opfer gedacht werden muß.

 

Vor 50 Jahren Gründung der DDR-Staatssicherheit

Berlin. Am 8. Februar 1950 entstand aus dem Ministerium des Innern der DDR heraus das selbstständige Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Von Anfang an wurde dieses Machtorgan der SED der Kontrolle durch die Volkskammer entzogen und als "Behörde in eigener Verantwortung" angesehen. Bis 1954 wurden alle Dienststellen durch Instrukteure des sowjetischen Geheimdienstes MGB unmittelbar angeleitet. Erster Minister wurde der damalige Chefinstrukteur der Volkspolizei Wilhelm Zaisser. Die SED-Führung führte den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 auch auf ein Versagen des MfS zurück. Zaisser wurde im Juli 1953 sämtlicher Funktionen enthoben, das Ministerium aufgelöst und dem Innenminister als Staatssekretariat (SfS) zugeornet. Erst im November 1955 konnte sich das MfS erneut "verselbstständigen" und wurde unter Erich Mielke (ab November 1957) zum Superministerium mit 170.000 hauptamtlichen und 90.000 inoffiziellen Mitarbeitern. Die Auflösung erfolgte am 18. November 1989 innerhalb der Wende durch die erste freigewählte Volkskammer.


 
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