© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/00 11. Februar 2000

 
Tierschutz: Die Haifischjagd soll in US-Gewässern verboten werden
Ohne Flossen zurück in Meer
Ulrich Karlowski

Bei der gezielten Haiflossen-Fischerei, dem sogenannten "Shark Finning", schneiden Fischer direkt nach dem Fang die Flossen ab, dann werfen sie die verstümmelten Haie zurück ins Meer, wo sie langsam verenden. Besonders in den Gewässern um Hawaii verzeichnet "Shark Finning" dramatische Zuwachsraten. Fielen 1991 noch 2.289 Haie Langleinenfischern aus Hawaii zum Opfer, so waren es im vergangenen Jahr bereits 60.857 Tiere, eine Zunahme um mehr als das 26-fache. Im November 1999 verabschiedete das US-Repräsentantenhaus daher einstimmig eine Resolution, in der ein Verbot dieser Fischereimethode in sämtlichen Küstengewässern der USA gefordert wird.

Naturschützer wie Russel Dunn von der Ocean Wildlife Campaign befürchten angesichts der stark gestiegenen Fänge und der langsamen Reproduktionsrate dieser Knorpelfische – Haie haben nur wenig Nachwuchs und bei vielen dauert es bis zu 25 Jahre, bis sie geschlechtsreif sind – den vollständigen Zusammenbruch der Bestände bestimmter Arten.

Erstes Opfer könnte der Blauhai (Prionace glauca) sein. Mehr als 90 Prozent des US-Fangs sind Blauhaie. Durch seinen hohen Harnstoffgehalt riecht und schmeckt ihr Fleisch stark nach Ammoniak, wenn es nicht unmittelbar nach dem Fang verarbeitet wird. Da dies den Fischern zu mühselig ist, schneiden sie stets nur die Flossen ab, fast 99 Prozent eines jeden Blauhais verschwinden so ungenutzt wieder im Ozean.

Haiflossen gehören bei Preisen von bis zu 200 Dollar pro Kilo zu den teuersten Fischprodukten überhaupt. Doch die Nachfrage übertrifft das Angebot bei weitem. Mexiko und die USA allein verarbeiten jährlich über 100.000 Tonnen und liegen damit weltweit an Spitze der Haifänger-Nationen.

In über 125 Ländern werden Haiflossen verkauft, der größte Absatzmarkt ist Hong Kong, wo die Flossen als Delikatesse und Statussymbol gelten. Dort kann eine Schale Haifischflossensuppe von bestimmten Arten bis zu 800 Mark kosten. "Durch den wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre können immer mehr Menschen Haiflossenprodukte kaufen", so Russel Dunn. "Früher war dies nur einer kleinen wohlhabenden Bevölkerungsschicht vorbehalten." Auch wenn die Resolution nicht bindend ist, so hoffen Naturschützer, daß das US-Handelsministerium das "Shark Finning" jetzt bald verbieten wird.


 
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