© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/00 28. Januar 2000

 
Zitate

"Die ‘Überheblichkeit’ – mit der sich Kohl über die Verfassung und die Grundsätze der innerparteilichen Demokratie glaubte stellen zu können – und die ‘Anmaßung’ – mit der er jeden anderen Maßstab als das eigene Interesse verwarf – nennen die Italiener kurz und bündig ‘Mafia’. Wie jedermann weiß, hält sie ihren eigenen Ehrenkodex bereit, der die Rechtlosigkeit zum Prinzip und die Verteidigung der Ehre zum obersten moralischen Gebot erklärt. Dieser Ehrbegriff hat nichts mit dem bürgerlichen Ehrgefühl gemein, das um den guten Leumund bangt. Der Kodex der Mafia konstituiert und sichert die ‘Onorata Societá’, die ehrenwerte Gesellschaft, die Gegenwelt zur Staatsmacht und ihrer Gesetze. (…) Mit jedem Tag, den Kohl noch länger schweigt, wächst der Verdacht, über ihn sei nicht länger als einen in eine Spendenaffäre verstrickten Politiker zu reden, sondern als Paten, dem es gelungen ist, über die Jahre als Bundeskanzler und Parteivorsitzender ein mafioses System zu etablieren. (…) Die CDU hat keinen Ehrenvorsitzenden verloren, sondern einen machtbesessenen Funktionär an ihrer Spitze, der seine Ehre – nach bürgerlichem Maßstab, nicht nach dem Kodex der Mafia – längst verloren hatte."

Christian Bommarius in der "Berliner Zeitung" vom 20. Januar 2000

 

 

"Wenn die CDU implodiert und in Stücke zerfällt, wird auch in den anderen Parteien kein Stein auf dem anderen bleiben. Insbesondere werden wir die Gefahr einer dauerhaften und quantitativ relevanten rechtspopulistischen Partei bekommen. Nicht italienische Verhältnisse also, sondern eher österreichische. Für mich ist das ein Horrorszenario."

Warnfried Dettling, ehemals Hauptabteilungsleiter Politik in der CDU-Parteizentrale, in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" vom 19. Januar 2000

 

 

"Die Rechte ist bisher ortlos. Vorerst fehlt ihr eigentlich alles. Sie hat kein Programm und, wichtiger noch, keine ‘Führer’. Aber warum gibt es bei uns noch keinen Haider? Die Frage stellt sich nicht heute oder morgen, aber vielleicht in fünf Jahren."

Michael Stürmer in der "tageszeitung" vom 21. Januar 2000

 

 

"Seit wenigen Tagen ist die Vertreibung der Deutschen aus ihren Heimatgebieten im Osten geschichtliches Ereignis eines vergangenen Jahrhunderts. Noch ferner scheint damit im öffentlichen Bewußtsein diese nationale Großkatastrophe zu rücken, durch die Millionen von Biographien über den Haufen geworfen und durcheinandergewirbelt wurden... Das 20. Jahrhundert mag einmal als das der Weltkriege, der Motorisierung, der Raumfahrt oder eben auch das der Vertreibungen in den Geschichtsbüchern etikettiert werden, ohne daß wir hoffen dürfen, der Menschheit blieben vergleichbare Heimsuchungen künftig erspart."

Markus Leuschner in der "Deutschen Umschau" vom Januar 2000

 

 

"In letzter Konsequenz stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Einheit und Vielfalt in der planetarischen Weltzivilisation der Zukunft. Sie besteht aus einem geordneten Ganzen verschiedener Teile: das Ergebnis geschichtlichen Wachstums, das durch Integration im Gleichgewicht gehalten werden muß. Dieses Gleichgewicht ist heute in Gefahr, da mehr als 180 Staaten den Vereinten Nationen angehören, es aber mehrere tausende von Kultur- und Religionstraditionen gibt, die folglich keineswegs kongruent mit den Staaten sein müssen."

Constantin von Barloewen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 21. Januar 2000


 
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