© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/00 14. Januar 2000

 
Zitate

"Das neue Staatsbürgerschaftsrecht ist in Kraft, und die Republik lehnt sich angesichts der eigenen Modernität zufrieden zurück. Dabei sind vor allem die Sozialdemokraten froh, daß das leidige Thema endlich vom Tisch ist - die eigentliche Klientel ist ‘Ausländern’ bekanntlich nicht immer wohlgesonnen. Die Grünen haben zwar eine historische Niederlage erlitten, aber immerhin ist die Änderung durch, und man hat ein weiteres mal bewiesen, daß Rot-Grün nicht zu blöd zum Regieren ist. Die FDP könnte wirklich feiern, schließlich hat sie sich durchgesetzt - aber für die Erfolge der Liberalen interessiert sich niemand mehr."

Mark Terkessidis, Psychologe und Ex-Redakteur von "Spex", in der "tageszeitung" vom 10. Januar 2000

 

 

"Auch wenn der Kommunismus die Perversion des Grundwertes Gerechtigkeit und der Faschismus die Perversion der Idee der Gemeinschaft war, so haben diese Perversionen die von ihnen vergewaltigten Ideen nicht ausgelöscht. Die totalitären Erfahrungen unseres Jahrhunderts empfehlen es, den Freiheitsbegriff aus den modernen individualistischen Verkürzungen zu lösen und ihm jene soziale Dimension zurückzugeben, die ihm aus seiner wechselseitigen Hilfs- und Ergänzungspflicht erwächst. Auch hier wäre auf Immanuel Kant zu verweisen, der bekanntlich die Grundlage aller Sittlichkeit in der Anstrengung erkannte, ‘sich im anderen zu begreifen’. Nur eine solche Anstrengung kann den verschlissenen Begriff der Solidarität mit neuen Inhalten füllen."

Wolfgang Bergsdorf in "Aus Politik und Zeitgeschichte", Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament", vom 7. Januar 2000

 

 

"Die Vereinigten Staaten(...) gestalten internationale Ereignisse in noch nie dagewesenem Ausmaß. Und doch hat es oft den Anschein, vor allem für Nicht-Amerikaner, als sei die Haltung der USA willkürlich oder ein Produkt innenpolitischer Zwänge. (...) Eine Gesellschaft, die nie eine dauerhafte Bedrohung kennengelernt hat, ist durch das Ende des Kalten Krieges in Versuchung geführt worden, ihre Vorlieben anderen Gesellschaften einseitig aufzudrücken. Und zwar ohne die Reaktionen anderer Völker oder die langfristigen Kosten eines solchen Kurses ins Kalkül zu ziehen. Eine kraftvolle und ausgesprochen wettbewerbsorientierte amerikanische Medienwirtschaft hat die Tendenz verstärkt, die Außenpolitik in ein Nebenfach der Innenpolitik zu transformieren."

Henry Kissinger, ehemaliger US-Außenminister, in der "Welt am Sonntag" vom 9. Januar 2000

 

 

"Unter dem Vorwand, es sei ein Attentat geplant, haben die Berliner Behörden die traditionelle Ehrung für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg verboten. (...)Länger als bis Freitag, den 14. Januar, 18 Uhr, kann Werthebach nicht Zeit gegeben werden. Wenn er seinen Attentäter bis dahin nicht präsentiert, ist der Rücktritt des Innensenators fällig."

Holger Becker in der "Jungen Welt" vom 10. Januar 2000

 

 

"Zum Feuerwerkszauber der Jahrtausendwende sind die Bilder vom ’Sturm auf Grosny‘ ein grausiger Kontrast. Bomben, Granaten und Raketen auf eine zerstörte Stadt voller Zivilisten und dazu ein kleiner Mann in Felduniform, der Orden und Ehrenmesser an die russischen Soldaten verteilt. Noch lange Jahre später wird sich die Frage stellen, wie der demokratische Westen (...) diesem Akt der Barbarei zusehen konnte.

Wolfgang Templin in der "Welt" vom 8. Januar 2000


 
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