© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/97  19. September 1997

 
 
Wehrmachtsausstellung: Linke Gewalt tobte sich hemmungslos aus
Die Fratze des Terrors
von Arne Schirmer

Die Ausstellung "Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht" gastiert seit vorigen Freitag in Marburg an der Lahn, wo das linke Prestigeprojekt mit einer Rede des ehemaligen SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel eröffnet wurde. Vor dem Ausstellungsgebäude verteilten rund 20 Personen Flugblätter, auf denen die hinlänglich bekannten Argumente gegen die Geschichtsklitterung zusammengefaßt waren.

Für den Sonntag war eine Gegendemonstration der "Fördergemeinschaft für Soldatenverbände Marburg/Biedenkopf" geplant, bei der an einem Denkmal in der Biegenstraße ein Kranz für die Gefallenen niedergelegt werden sollte. Als dann der DGB eine Gegendemonstration ankündigte, wurden beide Veranstaltungen wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und befürchteten Ausschreitungen verboten. Nun sprang der "Republikanische Hochschulverband" (RHV) in die Bresche und klagte ebenso wie der DGB gegen das Verbot, das noch am Freitag vom Verwaltungsgericht Gießen aufgehoben wurde. In der linken Hochburg Marburg, in der die PDS im Stadtrat sitzt, passierte nun das, was man beinahe erwartet hatte. Die linken Demonstranten waren zuerst da und machten den Zugang zum Denkmal in der Biegenstraße unmöglich. Der DGB blamierte sich mit seiner Gegenveranstaltung bis auf die Knochen, unter roten Sowjet- und DKP-Fahnen sangen Punker und Autonome die Internationale. Die anachronistisch wirkende linke Revoluzzerromantik kippte in Sekundenschnelle in Gewalttätigkeit um. Ein Deutscher und ein Amerikaner, die der rechten Szene zugerechnet werden, wurden von Autonomen überfallen und mit Schlagstöcken niedergeknüppelt. Während der Deutsche ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, hielt der Amerikaner trotz blutverkrustetem Gesicht und blutbespritztem Pullover ein Schild mit der Aufschrift "Greuelpropaganda ist Seelenvergiftung" in die Höhe.

Die Veranstaltung des RHV wurde dann mit rund 50 Teilnehmern in einem von der Polizei freigesperrten Straßenabschnitt nahe der Biegenstraße abgehalten. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Republikaner, Hans Hirzel, im Dritten Reich Mitglied der Widerstandsgruppe "Weiße Rose", hielt eine nachdenklich stimmende Rede. "Es ist gut, daß die heutige Gelegenheit, diese Worte zu sprechen, einem Überlebenden der ‘Weißen Rose’ anvertraut wurde, denn wer damals den Weg des Widerstandes ging und ihn verantwortungsvoll zu gehen versuchte, erfuhr aufs Nachdrücklichste, daß damals in der Regel jede Art zu handeln auf schwerste Bedenken stieß. Wer dies erlebte, gewann Verständnis für diejenigen, die einen anderen Weg gehen zu müssen glaubten." Die Gefallenen ruhten in Frieden, so Hirzel, sie seien "den Kämpfen und Irrtümern ihrer eigenen Zeit enthoben und erst recht enthoben den Kämpfen und Irrtümern unserer Zeit. Schmähungen erreichen Euch nicht, entehrt werdet durch Schmähungen nicht Ihr, sondern die, die Euch zu schmähen versuchen."

Nach Beendigung der Veranstaltung kam es zu weiteren Zwischenfällen. Als drei Mitglieder des RHV dem Hessischen Rundfunk in einer Gaststätte ein Interview geben wollten, schossen Autonome mit einer Gaspistole in die Wirtschaft; nur durch den beherzten Einsatz des Gastwirtes wurde die Erstürmung des Lokals verhindert. Auf der Straße verletzten die Gewalttäter einen Passanten mit Leuchtspurmunition im Gesicht, demolierten mit Pflastersteinen sechs Autos. Ein Wagen wurde in Brand gesetzt und brannte völlig aus.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen