© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/97  05. September 1997

 
 
Währungsunion: Euro-Infomationskampagne der Regierung ist ein Blendwerk
Manipulation der Bürger
von Max Andergaszt

Mit gewaltigen Aufwand sollen die Österreicher von der Sinnhaftigkeit der Einheitswährung Euro überzeugt werden. Die steht indessen fest, allzumal Jörg Haider ja in seiner Volksbegehrens-Ankündigung dafür sorgte, daß die Regierung unter Zugzwang gekommen ist. Für die Bundesregierung bedeutet dies allerdings ein hartes Stück Arbeit, da die Meinungsforscher unisono der Ansicht sind, daß nahezu die Hälfte aller Österreicher dezidiert gegen den Euro sind. Laut Ansicht von Sozialforschern sind die Österreicher sich insgesamt aber ungewiß. Ein gespaltenes Meinungsbild beweise, daß es nach wie vor gravierende Informationslücken gäbe.

Vor wenigen Tagen präsentierte nunmehr der Finanzstaatssekretär Ruttenstorfer eine Informationskampagne, die die neue Währung bekanntmachen soll. Neben den klassischen Werbemitteln wird die PR-Agentur "Publico" die Österreicher davon überzeugen. Allein dies zeigt schon, daß es nicht so sehr um Information als vielmehr um Manipulation geht.
Die Kampagne wird pro Jahr knapp zehn Millionen Schilling kosten; was allerdings neben den offiziellen Geldern von Seiten der Wirtschaft und der Industrie dafür ausgegeben wird, ist nicht bekannt. Der Staatssekretär und "Publico"-Chef Rosam hoffen, den Österreichern ihre Ängste, die sie zum Teil mit dem Euro verbinden, nehmen zu können. Deshalb wird bis zum Jahr 2002, dem Zeitpunkt der endgültigen Einführung der europa-einheitlichen Banknoten die Werbemaschinerie flächendeckend rollen.
Demnach sollen Politiker am Euro–Telefon Rede und Antwort stehen, ein Euro-Bus wird durchs Land fahren, um zum Bürger zu kommen, und ein kostenloses Euro-Buch – gewiß kein Bestseller – wird unter die Leute gebracht. Kooperation mit Banken und verschiedenen Wirtschaftsbetrieben, die den Euro ebenfalls bewerben, sind angestrebt. Ziel der gesamten Aktion ist es, "die Österreicher ehrlich zu informieren". Skeptiker weisen darauf hin, daß die manipulative Werbung dabei überwiegen dürfte und daß allein deshalb die Volksbegehrens-Kampagne der Freiheitlichen, die die Schattenseiten der Einheitswährung aufzeigen wird, umso notwendiger ist. Nach Ansicht von Skeptikern könnte die Regierungskampagne allerdings kontraproduktiv sein. Zuviel Werbung und zu offensichtliche Manipulation könnten eine negative Wirkung zeitigen, da die Menschen nicht mehr zuhören würden. Insbesondere die Konkurrenz der Agentur "Publico" glaubt natürlich, daß die Euro-Kampagne der Regierung ein glatter Reinfall werden könnte. Wer die Informationskampagne anläßlich des EU-Beitritts Österreichs kennt, weiß, daß diese Annahme durchaus richtig sein dürfte.


 
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