© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/97  29. August 1997

 
 
Kioskvertrieb: So können wir den Boykott-Angriffen entgegenwirken
Gegen-Aktion der Leser

von Hans-Peter Rißmann

Seit die Kampagnen der linksextremen gewalttätigen Szene gegen die junge freiheit begonnen haben, steht der Verlag einer gigantischen Herausforderung gegenüber. Unter dem Schlagwort "Stoppt Nazizeitungen" entfaltete die sogenannte autonome Antifa eine ungeahnte Organisationsleistung. Kein Verlag kann sich einen derartigen Außendienst leisten, den die JF auf diese Weise verpaßt bekam.

Welche Aufgabe hat der "Außendienst" eines Verlages? Es handelt sich dabei um freundliche, aufgeschlossene und beredtsame Menschen, die Zeitschriftenhändler und Grossisten (Groß-Zwischenhändler) besuchen, um für das Verlagsprodukt zu werben und für eine gute Plazierung zu sorgen. Dies kann sich ein kleiner Verlag selbstverständlich nicht leisten. Die JF arbeitet statt dessen mit einem sogenannten Nationalvertrieb zusammen, der für sie den Kioskvertrieb organisiert und Einzel- und Zwischenhändler betreut.

Statt eloquenter Außendienstmitarbeiter, die Kioskbesitzer mit einem fröhlichen "Hallöchen" begrüßen, ein kleines "Pikkolöchen" oder auch schon mal einen Kugelschreiber als Präsent überreichen, betreten nervöse Jugendliche mit Springerstiefeln oder hagere Studenten mit martialischer lederkleidung den Verkaufsraum und bedrohen den Verkäufer, weil er eine Zeitung verkauft, die den ungebetenen Besuchern unerwünscht ist. Wenn das kein guter Außendienst ist! Nur daß er die gegenteilige Wirkung hat. Statt mehr, verkauft die Zeitung weniger. Statt besser plaziert, wird sie unter die ladentheke verbannt. Und treten die "Außendienstmitarbeiter" der linksextremen Szene kernig genug auf, ohrfeigen die Dame hinter der Kasse oder pöbeln Kunden an, dann wird die Zeitung vielleicht ganz aus dem Sortiment gestrichen.

Das kann nicht mehr so weitergehen. Die JF startet deshalb im Zusammenhang mit der Abo-Kampagne eine Kampagne, die den Kioskvertrieb stützen und den kriminellen linksextremisten entgegenwirken soll.

Wir wollen erreichen, daß auf der einen Seite Zeitschriftenhändler, die die JF derzeit – vor allem offen – verkaufen, moralisch gestützt werden, daß aber auf der anderen Seite Zeitschriftenhänder, die die JF nicht mehr oder gar nicht führen, sie in ihr Sortiment aufnehmen.

Wie sollen wir das schaffen? Zur moralischen Stärkung der Zeitschriftenhändler, die die JF vertreiben: Nun gibt es zum Glück nicht nur "autonome Antifas", die den Kiosk besuchen. Nicht zuletzt sind es diejenigen, die die junge freiheit kaufen und lesen wollen. Sofern sie es noch nicht tun, können die tausenden Kiosk-Käufer der JF in Gegen-Aktion treten:

Bedanken Sie sich bei Ihrem Zeitschriftenhändler, daß er die JF führt!

Unterhalten Sie sich mit dem Zeitschriftenhändler und mit dem Personal und machen Sie deutlich, was Ihnen die JF bedeutet und weshalb es Ihnen wichtig ist, daß sie offen zu kaufen ist.

Bieten Sie dem Zeitschriftenhändler Unterstützung und Solidarität an, falls er Schwierigkeiten mit kriminellen Angriffen hat. Zeigen Sie ihm, daß er nicht alleine steht, wenn er von Gegnern der Meinungsfreiheit bedroht wird.

Bringen Sie – wenn Sie können und wollen – dem Zeitschriftenhändler einmal ein Dankeschön mit: Blumen aus Ihrem Garten oder ein Bild, das Ihr Kind gemalt hat (Motiv: ein bunter Kiosk).

Machen Sie deutlich, daß mit den Erpressungsversuchen gegen die JF ein Präzendenzfall geschaffen wird: Heute ist es die JF, morgen zwingt man den Verkäufer eine türkische, eine christliche Zeitung aus dem Verkauf zu nehmen – Pressefreiheit entscheidet sich bereits an einer Zeitung, die nicht offen verkauft werden kann.

Führt ein Zeitschriftenhändler die JF nicht mehr oder hat sie noch nie geführt, so gehen Sie folgendermaßen vor:

Versichern Sie dem Zeitschriftenhändler Ihre Bereitschaft, die JF regelmäßig jede Woche an seinem Kiosk zu erwerben.

Machen Sie deutlich, wie ungewöhnlich es ist, daß in diesem Kiosk (sofern ein großes Angebot besteht) ausgerechnet die JF nicht zu haben ist.

Erleichtern Sie dem Zeitschriftenhändler den Verwaltungsaufwand, der für ihn durch die Bestellung einer kleinen Zeitung entsteht. Bieten Sie ihm an, ihm die Arbeit abzunehmen. Zu Ihrer Information: Kioske werden durch Verlage mit neuen Zeitungen regelrecht überschüttet. Sie können sich oft kaum gegen Angebote wehren. Eigene Bestellungen sind für die Zeitschriftenhändler, die ohnehin nur eine kleine Gewinnmarge erhalten, mit erheblichen Aufwand verbunden – ganz abgesehen davon, daß er womöglich wegen der JF schon Schwierigkeiten bekommen hat. Versetzen Sie sich in die schwierige Lage des Händlers!


 
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