© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/97  08. August 1997

 
 
Heimlicher Geburtstag
Kommentar
von Bernd Thomas Ramb

Normalerweise ist der 40. Geburtstag ein Feiertag, besonders wenn es sich um eine Institution handelt und ganz besonderes wenn diese Institution erst nach dem Weltkrieg entstanden ist – sozusagen eine bundesrepublikanisch deutsche Errungenschaft darstellt. Nicht unerwähnt sollte bleiben, daß sich diese Institution einer deutschen (zumindest was die Bevölkerung betrifft), wie internationalen (dort jedoch von Regierungen und Bevölkerungen gleichermaßen geteilten) Anerkennung und Wertschätzung erfreuen darf. Richtig, es handelt sich um die Deutsche Bundesbank. Am 1. August 1957 trat das Bundesbankgesetz in Kraft, das mit der Instituierung der Bundesbank nicht nur eine Nachfolgeorganisation der "Bank deutscher Länder" schuf, sondern auch eine von alliierter Kontrolle endgültig unabhängige und gleichzeitig eine im direkten Sinne "zentrale" Zentralbankpolitik ermöglichte – weil nun auch der Einflußnahme durch die Bundesländer entzogen.

Die weitgehende Befreiung der Deutschen Bundesbank von staatlichen Begehrlichkeiten begründete den weltweiten Erfolg der Deutschen Mark. Die Deutschen hatten nun einen Sachverwalter ihres ureigensten Interesses an einer stabilen Währung gefunden, worin sie sich von anderen Völkern unterscheiden mögen. Allein ein Vergleich der Währungsentwicklung in den letzten 25 Jahren zeigt bereits, daß die D-Mark bis auf wenige Ausnahmen gegenüber den meisten anderen Währungen an Wert gewonnen hat.

Interessant dürfte in Zeiten des drohenden Euros insbesondere der Vergleich mit den künftigen Mischwährungspartnern sein. Abgesehen von dem faktisch fixierten Währungsverhältnis zu Österreich offenbaren alle anderen Euro-Teilwährungen einen – vor allem im Hinblick auf die kommenden Euroverlusterwartungen – schockierenden Werteverfall gegenüber der D-Mark. Gegenüber den klassischen Inflationsländern Spanien, Italien, Portugal und Griechenland hat die deutsche Währung innerhalb des letzten Vierteljahrhunderts das Vierfache, Fünfeinhalbfache, Zwölffache, bis zum Siebzehnfachen an Wert hinzugewonnen.

Selbst die Währung des unabdingbaren Euro-Partners Frankreich hat seit 1972 die Hälfte ihres Wertes verloren. Die dänische und finnische Entwicklung bewegen sich in ähnlichen Größenordnungen. Allein die lange Zeit dem deutschen Hartwährungsverbund angeschlossenen Währungen Belgiens und Hollands haben dank ihrer geldpolitische Bindung an die Beschlüsse der Deutsche Bundesbank einen Werteverlust weitgehend vermeiden können. Die Deutsche Bundesbank zwei Jahre vor ihrer Liquidation noch zu feiern, ist den Bonner Maastricht-Parteien offensichtlich peinlich, deren Erfolgsprodukt D-Mark abzuschaffen jedoch währungspolitisch tödlich.


 
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