© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/97  08. August 1997

 
 
Banken: Ihre Informationsschriften zur europäischen Währungsunion sollen die Kunden eigentlich aufkären
Himmelhochglänzend und verwirrungsstiftend
von Toni Fischer

Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Euro für Exportunternehmen behandelt eine jüngst im Auftrag der Landeskreditbank Baden-Württemberg herausgegebene Studie. Unter dem Titel "Die Auswirkungen der Europäischen Währungsunion auf den Exportstaat Baden-Württemberg" werden zunächst die angeblichen Vorzüge wie Preistransparenz, Wechselkurssicherheit, erhöhter Wettbewerb oder geringere Transaktionskosten innerhalb der EWU bemüht. Es verwundert kaum, daß bei der Auflistung dieser "Vorteile" die zahlreichen Nachteile und Risiken der Währungsunion verschwiegen werden.

Schnell will man das Heft als eine der vielen Hochglanz-Werbebroschüren für den Euro beiseite legen, da fällt der Blick auf den wirklich interessanten zweiten Teil. In wissenschaftlicher Aufmachung (der aber auch Nicht-Wissenschaftstheoretiker zu folgen vermögen) geht hier das Heft der Frage nach, inwieweit der Euro tatsächlich dem Anspruch genügt, die gegenwärtigen deutschen Wirtschaftsprobleme zu lösen.

Interessant ist insbesondere das anschauliche Kapitel der "Empirischen Befunde". Vor allem die These "Überbewertete D-Mark ist schuld an den deutschen Standortproblemen" wird hier deutlich widerlegt. Anhand einer übersichtlichen Grafik mit einem Vergleich des nominalen und realen D-Mark-Außenwertes läßt sich auch schnell erkennen, daß eine zu hohe D-Mark-Bewertung keinesfalls ursächlich ist für die dauerhaften Ungleichgewichte der deutschen Volkswirtschaft, schon gar nicht für die seit der ersten Ölkrise 1973 in mehreren Schüben permanent angestiegenen Arbeitslosigkeit.

Als Fazit bleiben 24 Seiten Hochglanz, von denen immerhin sechs Blatt in wissenschaftlich seriöser Form die Fragwürdigkeiten des Euro aufzeigen und fundierte Argumente für die Diskussion mit den sogenannten Fachleuten liefern. Direkte Kritik am Euro läßt sich jedoch allenfalls zwischen den Zeilen finden. Bezug: Landeskreditbank Baden-Württemberg, Schloßplatz 10/12, 76113 Karlsruhe, Tel. 0721/150-0.

In einem anderen Merkblatt, von einer Volksbank anhand von Unterlagen ihres Bundesverbandes zusammengestellt, findet der Kunde die folgende Handlungsanleitung: … Sie haben eine Rechnung über 700 DM erhalten. "Sie führen Ihr Bankkonto jedoch bereits in Euro. Rechnen Sie in diesem Fall bitte den Rechnungsbetrag nicht selbst in Euro um, sondern erteilen Sie Ihrer Bank einen Überweisungsauftrag über 700 DM. Ihr Kreditinstitut wird dann den DM-Betrag in Euro umrechnen und Ihrem Konto belasten (bei einem unterstellten Umrechnungskurs von 1,89937 DM für einen Euro sei dies eine Belastung von 368,54324 Euro, gerundet 368,54). Der Überweisungsempfänger erhält exakt 700 DM." Weiter schreibt das Geldinstitut, würde der Kunde dagegen bereits selbst umrechnen und gleich 368,54 Euro (sein Konto läuft unterstelltermaßen ja bereits in Euro) überweisen, kämen beim Betragsempfänger 699,99381 DM (gerundet 699,99) an, es entstünde eine Buchungsdifferenz von 0,01 DM. – Alles klar?


 
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