© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31/32/97  25. Juli/ 01. August 1997

 
 
Medien: "Rechtes" Kapital wird für "linke" Meinungsmache eingesetzt
Die feinen Konservativen
von Andreas Mölzer

Springer muß brennen" skandierten die neuen Linken während der 68er-Revolte im jugendlichen Überschwang und meinten damit ganz konkret das Berliner Verlagshaus des konservativen Zeitungsverlegers Axel Springer. Viele der in die Jahre gekommenen 68er und deren journalistische Trittbrettfahrer sind diesem Motto bis heute treu geblieben: "Springer muß brennen" denken sich allmonatlich eine satte Anzahl von in der Wolle gefärbten linken Meinungsmachern, wenn sie bei Blättern wie etwa News, deren Kapital aus dem Springer-Verlag stammt, ihre satten Gehälter einstreichen.

Daß hier vermeintlich "bürgerliche" Verleger und Finanziers weitgehend linksorientierte Medien und größtenteils ausgesprochen ultralinke Journalisten sponsern, ist keineswegs die Ausnahme: Der Springer-Verlag war einmal konservativ. Heute ist er es nicht mehr, zumindest was seine Publikationen mit wenigen Ausnahmen betrifft.

Oder betrachten wir den heimischen "grünen Riesen" Raiffeisen: Was der mit den Geldern der leidgeprüften österreichischen Bauern und seiner vielen biederen kleinen Genossenschafter medienpolitisch tut, ist mehr als kurios: Da ist einmal Profil. Gewiß ist es keine Schande, wenn journalistische Exponenten dieses Magazins ihre politische Prägung und publizistische Sozialisierung in ausgesprochenen Linksgazetten, wenn nicht gar in der SPÖ-Parteizeitung erhielten. Ehrenwerte Männer, ja auch ausgezeichnete Schreiber, aber eben in der Wolle gefärbte Linke. Ob Mühlviertler Sparer und Kleingenossenschafter von Raiffeisen mit den politisch-ideologischen Standpunkten des Herrn Lackner glücklich sind? Eine Frage, die sich Herr Konrad, allmächtiger Raiffeisen-Boß, großer Nimrod und Medienzar stellen müßte.

Aber da ist ja noch der Kurier, angeblich ein bürgerliches Blatt. Nach Ansicht des Durchschnittsbürgers aber hat er dieses Image längst nicht mehr. Was an Schüssel-Jägern und Haider-Hassern noch bürgerlich sein soll, ist dem Leser nicht mehr deutlich zu machen. Klar ist hingegen jedem Kenner der österreichischen Zeitungslandschaft, daß kaum ein Blatt so sehr den Dogmen der Political correctness entspricht, wie eben dieser ehemals bürgerliche Kurier. Und politisch korrekt bis zum Erbrechen zu sein, ist ja eine der Haupteigenschaften einer linksgestrickten Medienlandschaft, die Political correctness eine der letzten verbliebenen Waffen der linken Alt-68er zur Erhaltung ihrer Pfründen und Machpositionen.

Warum aber fließt ständig "rechtes" Geld in "linke" Medien? Lenin hat unrecht gehabt, wenn er meinte, die Kapitalisten würden den Bolschewiken jenen Strick noch verkaufen, mit dem sie später gehenkt würden. Sie verkaufen ihn nicht, sie verschenken ihn heute sogar großzügig. Dies liegt wohl daran, daß in den letzten 25 Jahren die politische Mitte so weit nach links gedriftet ist, daß jeder biedere Konservative flugs in den Geruch des Rechtsextremismus kommt, wo hingegen die Ultralinke im gesellschaftlichen Mainstream zu schwimmen scheint. Und die sprichwörtliche Tapferkeit des Bürgertums - repräsentiert von Springer wie von Konrad - fürchtet eben nichts so sehr, als aus diesem Mainstream hinauszufallen.

Herr Oberschlick, bekennender Linksextremist und langjähriger Anarcho-Skribent, ist mit seinem Neuen Forum baden gegangen. Wenn er dann in der Redaktion einer populären ORF-Sendung auftaucht, wird das für völlig normal gehalten. Man stelle sich vor, das selbe würde mit Herwig Nachtmann von der angeblich rechtsextremen Aula geschehen. Dieser herzhafte Tiroler würde auf einmal an der Seite irgendeiner populären ORF-Dame "Servus Österreich" im Vorabendprogramm moderieren. Generalintendant Zeiler, der das Geld der in der Mehrheit wohl keineswegs linken ORF-Seher und -Hörer verwirtschaftet, hielte dies zweifellos für einen irrwitzigen Gedanken.

Nun mag das Links-Rechts-Schema einer überholten politischen Gesäßgeographie aus dem vorigen Jahrhundert entsprechen. Tatsache bleibt es dennoch, daß mediale Meinungsvielfalt hierzulande auf kuriose Art und Weise existiert: Rechtes Kapital wird für linke Meinungsmache eingesetzt. Journalistische Seilschaften, die vom Falter über die Arbeiterzeitung - Gott hab' sie selig - bis hinein in den Standard, in News und in den ORF reichen, beherrschen Medien, die entweder vom Steuerzahler oder von bürgerlichen Finanziers getragen werden.

Dies bedingt aber auch, daß der journalistische Nachwuchs fast ausnahmslos in linksorientierten Medien von linken journalistischen Lehrmeistern sozialisiert wird. Dadurch entsteht im Bereich der Meinungsmache ein Circulus vitiosus, durch den die veröffentlichte Meinung einem überholten linken Zeitgeist frönt, aber die öffentliche Meinung eine ganz andere ist.

 
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