© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/97  27. Juni 1997

 
 
Zeitschriftenkritik: "Teksten, Kommentaren en Studies"
Flämische Schnittstelle
von Clara Neumann

Mit dem tagespolitischen Geschehen beschäftigt sie sich schon gar nicht, und selbst das, was es vielleicht konkret in einer näheren Zukunft zu verwirklichen gälte, thematisiere sie ebensowenig. Vielmehr verstünde sich die in Antwerpen erscheinende Zeitschrift Teksten, kommentaren en studies (TeKoS) als ein Gegenentwurf zum Zeitgeist und seinen Paradigmen insgesamt, so ihr Herausgeber Luc Pauwels. Ihre Themen sind, dem Kontext der Zeitschrift geschuldet und von einer grundsätzlichen Warte betrachtet, naturgemäß die flämische Bewegung, darüber hinaus die europäische Kulturvielfalt und insgesamt all das, was die europäische "Neue Rechte" in die Diskussion einzubringen trachtet.

Ursprünglich als monatliche Lose-Blatt-Sammlung im Pappumschlag konzipiert, wurde das Erscheinen bald auf einen dreimonatigen Rhythmus umgestellt, Aussehen und Layout dafür professionalisiert. TeKoS versteht sich als Sprachrohr der bereits 1965 gegründeten Stiftung "Deltapers Stichting", die als unabhängige und – dies ist in Flandern immer noch bemerkenswert – nicht-christliche Vereinigung die Schnittstelle zwischen flämischer Bewegung und "Neuer Rechte" bildet.

Schon in den sechziger Jahren wurde die Zusammenarbeit mit dem Kreis um Alain de Benoist, der auch zu den regelmäßigen Autoren in TeKoS zählt, gesucht; die jährlichen Sommeruniversitäten werden von GRECE und Deltapers gemeinsam organisiert und durchgeführt.

Die Autoren von TeKoS, so Pauwels, seien mehrheitlich junge Intellektuelle, die aus der flämischen Bewegung stammen, manche hätten aber auch, und dies macht einen gewissen Reiz der Zeitschrift aus, einen (rechten) ökologischen, einen radikalliberalen oder gar maoistischen Hintergrund. So mancher Name, der in TeKoS erscheint, ist dem deutschen Leser wohlbekannt – etwa Armin Mohler, Piet Tommissen und Gerd-Klaus Kaltenbrunner.

Jedes Heft ist einem Schwerpunktthema gewidmet: Sei es die Dinaso-Generation um Joris van Severen, die Multikulti-Realität, die europäische Einigung, die Bedrohung der Demokratie oder die Diskussion, ob man sich rechts oder links verortet. In einem ausführlichen Literaturteil werden flämische, niederländische, deutsche, französische und englische Neuerscheinungen zu den Themenschwerpunkten der Zeitschrift gewürdigt. Herausragend sind die biographischen Skizzen, die in knapper und wissenschaftlicher Form die Urheber, Autoren und Vertreter der flämischen Bewegung würdigen.

Auffällig und für Flandern eher untypisch ist die starke Affinität der TeKoS-Autoren zu den Niederlanden, die sich in der immer wieder aufgegriffenen Debatte wiederspiegelt,ob man sich in erster Linie als Flame oder als (Süd-) Niederländer sieht. Pauwels selbst weist darauf hin, daß sich Flamen und Niederländer zwar in den vergangenen Jahrzehnten auseinanderentwickelt hätten, die gemeinsame Sprache, Geschichte und Kultur aber geblieben seien.

Bezugsadresse: Teksten, kommentaren en studies, Postbus 4, B-2110 Wijnegem, Abonnement: 1300 bFr. für 10 Ausgaben (Studenten: 750 bFr.).


 
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