© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/97  13. Juni 1997

 
 
Pressegrosso: Fachhändler wollen kundenfreundlicher werden
Irrwege durch den Blätterwald
von Peter Sund

Bei 3.000 Titeln auf dem Pressemarkt wird es nicht nur eng an den Kiosken, auch der Kunde verliert bei der Vielzahl der Spezial- und Spartentitel leicht den Überblick.
Mit neuen Techniken und einem verbesserten Service-Angebot suchen die Pressegrossisten, die als Großhändler die einzelnen Kioske beliefern, die Offensive, um für die Kunden attraktiv zu bleiben. Nicht zuletzt ein relativ stagnierender Gesamtumsatz des Pressegrossos mit 6,1 Milliarden Mark in 1996 (plus 1,6 Prozent) zwingt zur Innovation.

Kernstück der Bemühungen des Bundesverbandes Presse-Grosso ist der Ausbau seines Fachhandelskonzeptes, das ausgewählte Verkaufsstellen als „Pressefachgeschäfte 2000" im immer undurchschaubarereren Printdschungel ausweisen soll. In den Spezialgeschäften, die mit einem blauen Globus als Logo auftreten, soll den Kunden ein besonders gutes Sortiment und ein kundenfreundlicher Service mit geschulter Beratung geboten werden.

Gleichzeitig sollen die Fachhändler fit in der Umsetzung von Werbe- und PR-Kampagnen sein – ein wichtiges Element in der Zusammenarbeit mit Großverlagen, für die Werbeaktivitäten am Ort des Verkaufes eine immer größere Bedeutung haben. Bei der neuen Verhandlungsrunde um die Handelsspannen, die zur Zeit zwischen Verlagen und Grosso stattfinden, gehören diese Anstrengungen des Pressehandels gewiß zu den Verhandlungsargumenten.

Bereits 1.500 solcher Verkaufsstellen wurden bis heute eingerichtet – und rund 7,5 Millionen Mark vom Verband investiert. Mittelfristig aber soll die Anzahl der Geschäfte mit dem „blauen Globus" verdoppelt werden, wozu sich die Grossisten der Unterstüzung der Großverlage sicher sein können: kostenfreie Anzeigen in Zeitschriften und Hilfe bei Schulungskursen der Händler sowie der Bereitstellung von Werbe- und Prospektmatierial soll durch die Verlage gewährleistet werden.

Ein weiterer Aspekt des Konzeptes für den „Pressefachhändler 2000" ist der Einsatz innovativer Techniken, mittels derer Kosten im Handel reduziert werden sollen. Eine elektronische Warenbestandsaufnahme, die durch die Verkaufsdaten aus Scannerkassen gewährleistet wird, soll den Warenbestand reduzieren und die Umschlaggeschwindigkeit erhöhen. Ziel laut Pressegrossi: Umsatzsteigerungen um 1,5 Prozent und auf Verlagsseite eine Remissionsreduzierung um satte zehn Prozent.

Aber auch der Kunde wird sich beim Händler auf neue Techniken einstellen können: Mit einem weiteren Projekt hält zur Zeit die elektronische Online-Recherche an vielen Pressevertriebsstellen Einzug. „InfoPoint" heißt das Multimedia-Projekt, mit dem es dem Kunden ermöglicht wird, an einem Multimedia-Terminal einen gewünschten Titel – zum Beispiel per Stichworteingabe – einen gewünschten Titel herauszufinden.

An den bereits 50 vorhandenen Terminals (das Angebot soll bis Ende 1998 verzehnfacht werden) im gesamten Bundesgebiet biete sich dem Kunden damit ein täglich aktualisierter Angebotszugriff auf alle verfügbaren Titel.


 
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