© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/97  05. Juni 1997

 
 
Noch`n Magazin
von Ellen Kositza

Sunny ist da. Zunächst auf jeder dritten Plakatwand zu sehen und alle Viertelstunde in den regionalen Rundfunkprogrammen zu hören, wurde die Spannung immer unerträglicher. Nun verstopft das kleine Stückchen Sonnenschein Woche für Woche 840.000 Briefkästen im gesamten Rhein-Main-Gebiet. Sunny ist die neue und allein durch Werbung finanzierte "Wochenzeitung für die Frau", gegen die Bild der Frau oder Frau im Spiegel als Intelligenzheftchen mit akademischem Anspruch erscheinen. Liebevoll gestaltet, wendet sich die Sunny-Redaktion nun Woche für Woche brisanten und wichtigen Frauenthemen zu, die allgemein verschwiegen, ja tabuisiert werden.
Interessant und neu zum Beispiel die ausführliche Erörterung, ob ein Muttertag im Jahr wirklich ausreiche. Ja, Sunny weiß, was Frauen auf dem Herzen haben. Es informiert sowohl über den Zusammenhang zwischen Lippenstiftfarbe und dem sozialen Stand der Benutzerin als auch über die verlängerten Öffnungszeiten der Wehrmachtsausstellung in Frankfurt.

Der Knaller und das tatsächlich Einzigartige an Sunny ist jedoch die Rubrik "Galaxy-Single der Woche", in der stets einer der dunkelhäutigen Spieler des Frankfurter Footballteams "Galaxy" verlost wird, zum Beispiel Chris "Silky Smooth" Hall, der "1,86 Meter große Modellathlet". Möchte die geneigte Leserin eine gewisse Zeit mit "Silky Smooth" gewinnen, so darf sie ein Bildchen an den begehrenswerten Star selbst schicken, denn der "Galaxy Safety" selbst wird auswählen, welche Dame das Glück mit ihm haben wird. Als weiterer Höhepunkt sind es schließlich begnadete Leserbriefschreiberinnen, die etwas endlich mal sagen wollen, daß "Schönheit ja nicht alles" ist, sondern der Charakter zählt, die Sunny zu einem hochinteressanten Unikum machen.


 
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