© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/97  30. Mai 1997

 
 
Initiative: Die neue Streitschrift "Kompass" will "Stimme der Mehrheit" artikulieren
Die Schwiegespirale durchbrechen
von Carlos E. Izquierda

Am 8. Mai erblickte in München ein neues publizistisches Kind das Licht der Welt: Kompass, Untertitel: "Streitschrift für Politik und Medien". Hinter diesem Projekt steht die Arbeitsgemeinschaft "Stimme der Mehrheit". Sie steht dem Bund der Selbständigen (BDS) in Nordrhein-Westfalen nahe und setzt sich vornehmlich aus Unternehmern, Schriftstellern, Journalisten und Wissenschaftlern zusammen (JF berichtete). Zwei erfahrene Zeitungsmacher redigieren und gestalten das neue Heft im DIN A-5-Format. Der Publizist und Buchautor Klaus Rainer Röhl, vormals Herausgeber von linken Zeitschriften wie Konkret, dasda und avanti und jetzt Streiter gegen linke Mediendominanz und politische Korrektheit, ist einer von ihnen. Der andere, Joachim Schäfer, ist seit 19 Jahren Hauptgeschäftsführer des BDS und genießt als Chefredakteur des Verbandsmagazins Der Selbständige einen soliden Ruf.

Primär versteht sich Kompass als Organ der "Stimme der Mehrheit", in dem größtenteils Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zu Wort kommen. Es soll aber nicht nur der internen Information dienen. Vielmehr soll auch nach außen Einfluß auf politische Entscheidungsprozesse genommen werden. Deshalb wird sie gezielt Mitgliedern des Deutschen Bundestages sowie Redakteuren von elektronischen und Printmedien kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die erste Ausgabe des neuen Heftes enthält durchweg lesenswerte Beiträge: Herausgeber Röhl schildert, wie der zaghafte Versuch in der Welt und im Ullstein-Verlag eine neue geistige Strömung durchzusetzen, rigoros unterbunden wurde. Der Journalist Frank Hauke entlarvt in seinem – allerdings ein Jahr alten, aus der Zeitschrift Gegengift nachgedruckten – Beitrag den Multimillionär Jan Philipp Reemtsma als Hauptsponsor der linken Szene in Deutschland. Die Ausführungen von Roland Schroeder betreffen die Alt-68er. Nach ihm sind sie heute Leistungsverweigerer mit übertriebenem Anspruchsdenken. Für seine Thesen findet er erstaunlich deutliche Worte. Der liberale PR-Berater Arnd Klein-Zirbes weist auf linke Seilschaften in den Medien hin und verdeutlicht dies an der Kampagne gegen den Entertainer Harald Juhnke.

Mit der Gründung dieses Projektes trat auch zum ersten Mal die Arbeitsgemeinschaft "Stimme der Mehrheit" öffentlich in Erscheinung. Am 7. und 8. Mai tagte sie in der bayerischen Hauptstadt und steckte dort ihre gemeinsamen Ziele ab. Man war sich darüber einig, daß politische Korrektheit, Meinungsterror und Linksextremismus energisch bekämpft werden müssen. Bedingt durch die Stimmherrschaft des BDS, spielten auch wirtschaftspolitische Themen eine Rolle. Schwerpunkte wurden dabei auf die Erhaltung der Sozialen Marktwirtschaft und auf die Förderung des Mittelstandes gesetzt.

Der Name der Arbeitsgemeinschaft "Stimme der Mehrheit" wurde durch eine Forschung des Allensbacher Instituts angeregt. In dieser wird festgestellt, daß die Diskrepanz zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung immer größer wird. Ein Gründungsmitglied meint dazu: "Unsere Aufgabe besteht nun darin, offensiv die Mehrheitsmeinung zu artikulieren." Die Anwesenden verständigten sich weiterhin darauf, dringend notwendige Korrekturen der deutschen Politik einzufordern.

Um so erstaunlicher ist dabei, daß sich die Gruppe keinem politischen Lager zuordnen läßt. Neben Parteilosen und Repräsentanten der CDU waren auch die Protagonisten der "Liberalen Offensive"anwesend, die FDP-Politiker Alexander von Stahl und Heiner Kappel, der zusammen mit Joachim Schäfer die Verantaltung moderierte. Ebenfalls mit von der Partie waren der Verleger Herbert Fleissner und die Professoren Klaus Hornung, Erwin K. Scheuch und Hans-Helmuth Knütter.

Die "Stimme der Mehrheit" und ihr Organ Kompass scheint ein vielversprechendes Organen zu sein. Es ist hier gelungen, die wirschaftliche und organisatorische Potenz des BDS mit einigen der führenden bürgerlichen Intellektuellen zu verknüpfen. Die Härteprobe steht dieser Vereinigung aber noch bevor. Da sie eine nicht-linke Ausrichtung hat, sind die ersten Schläge mit der Faschismuskeule nur eine Frage der Zeit. Hier wird sich zeigen, wie ernst es der Arbeitsgemeinschaft mit ihrem Anliegen ist. Insbesondere wird sich zeigen, ob sie dann den ersten Erosionserscheinungen standhält. "Wer die öffentliche Meinung repräsentieren will, darf die Isolation im Ernstfall auch nicht fürchten", sagte Elisabeth Noelle-Neumann einmal in einem Interview. Auch diese Erkenntnis muß von der Stimme der Mehrheit beherzigt werden.

"Kompass – Streitschift für Politik und Medien", Heft 1 (Mai 1997, Schanenwall 23, 44135 Dortmund, Fax 0231 / 52 71 83. Erscheinungsweise: 6mal jährlich. Einzelpreis: 10 DM


 
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