© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/97  09. Mai 1997

 
 
Das Antifa-Handbuch: Wer und was alles so antifaschistisch ist
Zwei Gegner mit gleichen Methoden
von Jürgen Hatzenbichler

Manchmal haben doch die Dichter recht. Im Falle Ernst Jandls scheint sich dessen Klugheit zu bewahrheiten, hatte Jandl doch festgehalten, "werch ein Illtum" es sei, wenn man meint, daß man "lechts und rinks" nicht "velwechsern" kann. Österreich machts möglich: Nachdem vom linkslinken Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) im Jahre 1993 ein "Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus" publiziert worden war, hat jetzt eine ominöse "Freiheitliche Autorengemeinschaft" zurückgeschlagen und liefert "Das Antifa-Handbuch".

Die zwei Gegner bedienen sich der selben Methoden. Wo im DÖW-Handbuch eine breite Rechtsextremismusdefinition mit sattsam marxistischem Urgrund als Betriebsraster geboten wird, antwortet die "Freiheitliche Autorengemeinschaft" mit der Umkehrung dessen. Die einen sind dagegen, daß man für das Volk ist, die anderen sind dafür. Die einen sind gegen die Rasse, die anderen sind dafür. Gegen den Kapitalismus sind angeblich beide, die einen aber als eher internationale Sozialisten, die anderen als eher nationale Sozialisten. Woran sich "Das Antifa-Handbuch" theoretisch aufrichtet, steht wohl auf der Grundlage des Buches "Evolution und Wissen" von Herbert Schweiger. Der Alt-SS-Mann hatte seine Erkenntnisse in einer Art "Mein-Kampf"-Verschnitt präsentiert und war deswegen drei Monate in Untersuchungshaft gewandert, sein Buch wurde beschlagnahmt.

Der Rest der "Analyse" fokussiert "das Böse" im Antifaschismus. Dementsprechend prangt auf der Rückseite, unter einem zerfallenden Sowjetstern, die Parole "Antifaschismus = Kommunismus + Kapitalismus". Die Antwort auf die Frage, was dann Anti-Antifaschismus ist, kann man sich aus dem Handbuch-Text erschließen.

Dementsprechend auch der Haufen an Konspiration, der da "aufgedeckt" werden soll. Die UNO findet sich fröhlich vereint mit der Israelitischen Kultusgemeinde, irgendwo dazwischen drinnen stecken DDR, Mossad, B’nai B’rith und alles andere "Böse".

Amüsant wird es, wenn die Anti-Antifa wie die Antifa Personenlisten erstellt. Auf über hundert Seiten wird alles aufgelistet, was irgendwann einmal das DÖW unterstützt hat oder sonst irgendwie links aufgetreten ist. Neben "Enthüllungen" von DÖW-Mitarbeitern finden sich da linke Historiker, Minister, Journalisten und dazwischen immer wieder Kuriositäten, wie die "Zillertaler Schürzenjäger; Musiker; Proponenten von SOS-Mitmensch". Dankenswerterweise weiß man jetzt auch andere Details: "Robert Neumann, überließ dem DÖW seine Zeitungsausschnittesammlung". Absolutes Zuckerl des "Antifa-Handbuchs" der "Freiheitlichen Autorengemeinschaft ist aber die Registrierung von "Jörg Haider, Dr.; Bundesparteiobmann der Freiheitlichen". Seine Antifa-Sünden: Er wollte eine freiheitliche Mitarbeit beim DÖW, gab in Chicago ein Essen für Funktionäre des Jüdischen Weltkongresses und hat einen Brief an Simon Wiesenthal geschrieben.

Trotz manch interessanter Zitate und Fakten, auch wenn vieles zurechtgebogen wird, wird die Antifa-Vernaderung nicht besser. Das gehaßte Vorbild "Dokumentationsarchiv" macht das Opus der Nachbilder nicht besser. Daß die unbekannten Verfasser sich "Freiheitliche Autorengemeinschaft" nennen, beweist zumindest, daß sie wissen, in welche Wunde sie den Finger stecken müssen. Tip für Besitzer von Bibliotheken: "Das Antifa-Handbuch" gleich neben dem DÖW-Handbuch einreihen, immerhin haben ja auch die Titelblätter gewisse Ähnlichkeiten.


 
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