© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/97  25. April 1997

 
 
Helft Vranitzky!
Kolumne
von Rüdiger Stix

Ausgerechnet Vranitzky. Jener SP-Chef und Bundeskanzler, der noch rasch den zusammenbrechenden Regimes des realen Sozialismus seine Aufwartung machen mußte… Nachdem die Ungarn schon den Eisernen Vorhang zerschnitten hatten! Solange noch in Berlin oder in Belgrad die letzten altroten Regimes ihre Völker gerade noch in den kommunistischen Machtbereich zwingen konnten – der SP-Kanzler war der meist letzte Besucher aus dem Westen. Als die Moskauer Kommunisten gegen Gorbatschow und Jelzin geputscht haben: Vranitzky beeilte sich, die altkommunistischen Putschisten als "rechtmäßige Führung" anzuerkennen. Er war in guter Gesellschaft. Immerhin waren Fidel Castro und Saddam Hussein an Vranitzkys Seite.

Die restliche Welt war von diesem Kniefall vor Moskaus Kommunisten wahrscheinlich nicht so überrascht. Immerhin war es derselbe Vranitzky, der das österreichische Heer konsequent ausgehungert hat. Das Heeresbudget wurde zum europäischen Schlußlicht. Gleichzeitig wurden unserem Heer immer weitere neue Aufgaben aufgebürdet:Die Unterstützung unserer Exekutive an der Grenze. Inzwischen haben Soldaten schon über 35.000 illegale Grenzverletzer gefaßt. Aber auch die Ausweitung der Hilfe im Ausland: Unter NATO-Kommando in Sarajevo. Und nun unter Führung der OSZE. Im Kaukasus auch schon mit den ersten österreichischen Gefallenen (genauso wie im UN-Einsatz).

Nunmehr geht ein neuer Ruf an unser Heer. Es muß das OSZE-Hauptquartier in Albanien bewachen. Der Schutz des OSZE-Beauftragten muß sichergestellt werden. Mit gewohnt tüchtigen Österreichern, die sich als Soldaten im internationalen Vergleich immer sehr gut geschlagen haben. Franz Vranitzky, bis vor kurzem noch österreichischer Bundeskanzler darf sich künftig im Auftrage Europas als "elder statesman" profilieren. Er, der keine weiteren Ämter anzustreben vorgibt, hat die ehrenvolle Aufgabe, im Lande der Skipetaren Frieden zu stiften, natürlich sofort angenommen. Nun ist der Balkan nicht der Nahe Osten und auch nicht Zaire, aber doch ein "respektabler" Krisenherd. Vranitzky ist nicht Bruno Kreisky, dennoch demonstriert seine Mission gewissermaßen Österreichs "diplomatische Weltgeltung". Jener Vranitzky, der unser Heer jahrelang ausgehungert hat, drängt jetzt auf Schutz und Hilfe durch unser Heer: Bitte helft Vranitzky!

Dr. Rüdiger Stix ist Abgeordneter der FPÖ zum Wiener Landtag


 
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