© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/97  25. April 1997

 
 
Kino: "Dumm gelaufen" von Peter Timm
Wenn der Titel Programm ist
von Ellen Kositza

Meine kleine Schwester nahm mit ihren Freunden aus dem Jugendzentrum kürzlich an einem von der Stadt ausgeschriebenen Videowettbewerb teil. Der Kurzfilm, den die Schüler sich ausdachten, handelte von verschiedenen Personen, die gleich mehrere Döner Kebap essen und sich anschließend übergeben müssen. Die Jury setzte sich aus Jugendlichen von anderen JUZ zusammen, und so schob es meine Schwester auf die mangelnde Kompetenz der Beurteiler, daß ihr schließlich nur der elfte Platz zuteil wurde. Sie hat mir den Film vorgeführt; enthalten waren drei witzige Szenen, eine Pointe – und vor allem war er kurz. "Dumm gelaufen" dagegen erfüllt leider keines dieser Kriterien; er gibt sich nicht nur in jeglicher Hinsicht als ein überaus dilettantisches Machwerk, er ist zudem witzlos, langweilig und annähernd anderthalb Stunden zu lang: Zeitgleich und jeweils versehentlich bringen der norddeutsche Jungbauer Thorsten (Bernd Michael Lade) eine militante Jagdansitzansägerin und die großstädtische Nutte Sabrina (Christiane Paul) ihren Liebhaber und Zuhälter um. Beide wollen die Leichen auf einem Schrottplatz entsorgen, wo sich der noch unberührte Thorsten und die Berufsbeischläferin begegnen. Da man die Toten nun doch nicht wie erhofft loswerden kann, sinnt man fortan gemeinsam über eine Lösung des langsam faulenden Problems nach.

Es folgen etliche Verfolgungsfahrten, eine Schießerei im Bordell, eine auf dem Bauernhof, anderthalb mißglückte Verführungsszenen und Witzchen am laufenden Band, die jedoch durchweg nur schwer als solche zu erkennen sind. Wenn der Landbub sich zum neununddreißigsten Mal ein hartgekochtes Ei an der eigenen Stirn aufschlägt oder der fiese Zuhälter sich einmal vor Angst sichtbar in die Jogginghose pullert, strapaziert dies eher die Geduld des Zuschauers als daß es ihm auch nur ein müdes Lächeln entlocken könnte.

Es bleibt wie jeder Gag auch der gesamte Verlauf der Handlung vorhersehbar, so daß man getrost etwas zeitiger das Kino verlassen kann. Eine alte chinesische Weisheit besagt schließlich, daß jeder dritte deutsche Film als Brechmittel dienen kann, und so war nach "Knockin’ on Heavens Door" und "Das Leben ist eine Baustelle" in diesem Frühjahr ein Ausreißer nach unten schlicht an der Reihe. Gesamtbewertung der "Komödie": Minus 7 auf der nach unten offenen Richterskala.

Christiane Paul und Bernd Michael Lade als sonst so vielversprechende Schauspieler sind es, mit denen es "Rudi Rüssel"-Regisseur Peter Timm wohl versteht, wenigstens eine Handvoll Menschen in einen Film zu locken, den ganz sicher sogar eine Kindergruppe aus dem Jugendzentrum hätte amüsanter gestalten können.


 
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