© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/97  18. April 1997

 
 
EU-Kritik: Neues Buch von Josef Feldner
Über den erschwindelten Beitritt
Rezension
von Jürgen Hatzenbichler

Ins Bewußtsein vieler Österreicher mag es noch immer nicht gedrungen sein: wir sind nicht mehr nur Österreicher sondern auch "Europäer", Bürger der Europäischen Union. 66,58 Prozent haben bei der Volksabstimmung im Juni 1994 für den Beitritt zur EU gestimmt. Schon vor diesem Termin hatte der Obmann des Kärntner Heimatdiensts, Josef Feldner, sich intensiv mit der europäischen Frage beschäftigt und sein warnendes Buch "Österreich in die EU? Der falsche Weg nach Europa" vorgelegt. Es wurde wohl zu wenig gelesen.

Jetzt hakt der gelernte Jurist nach: mit seinem neuen Buch "EU – Versprechungen und Wirklichkeit" bilanziert Feldner das Ergebnis des "erschwindelten Beitritts". Auf 256 Seiten geht es darum, was die Regierung alles versprochen hat, und was alles anders gekommen ist. Feldner zerlegt das, was die Propagandamaschinerie gesponnen hat und verweist auf weitere Problemfelder. Das Ende es Bauernstandes wird ebenso analysiert wie andere "Vorteile" des EU-Beitritts: Sparpaket, Einkommenseinbuße und Sozialabbau, die EU-Sicherheitspolitik gegen Österreichs Neutralität ist ebenso ein Thema wie das Drücken der vorbildlichen österreichischen Umweltstandards. Auch die vermeintlichen Förderungen, die allesamt von der Alpenrepublik mehr als finanziert werden, sind als Nachteile zu nennen, ebenso wie die Transitlawine, die von Österreich nur mehr bedingt abgewehrt werden kann, weil auch Verkehrspolitik im vereinten Europa von Brüssel wesentlich bestimmt wird. Wesentliche Zukunftsprobleme, die Feldner angeht: die Einführung der Einheitswährung Euro und die Regionalisierung Europas, in der er ein Zerreißen historisch gefügter Ordnungen erkennt.

Feldner über sein Buch: "Wenn hier all die Lügen und Halbwahrheiten schonungslos aufgezeigt werden, mit denen der EU-Beitritt erschwindelt worden ist, (…) und wenn die neuerlichen Lügen im Zusammenhang mit der EU-Mitgliedschaft abgeprangert werden, dann soll damit auch ganz allgemein Anklage erhoben werden gegen Politiker, die schamlos das Volk hinters Licht führen (…)." Das Volk solle – auch in der EU – wieder als Souverän agieren. Josef Feldner hat mit "EU – Versprechen und Wirklichkeit" ein Handbuch verfaßt, das in die Hand jedes politisch Interessierten gehört, der sich mit Österreichs europäischem Weg auseinadersetzt.

Josef Feldner: EU – Versprechen und Wirklichkeit. Der erschwindelte Beitritt, Leopold Stocker Verlag, Graz 1996, 256 Seiten, öS 198,– / DM 28,—


 
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