© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/97  18. April 1997

 
 
SPÖ gegen Euro?
Kolumne
von Lothar Höbelt

Für geniale Propagandaschlagzeilen waren die Österreicher schon im Ersten Weltkrieg berühmt. Da war z.B. die Meisterleistung, die prompt eine mittlere Panik auslöste: "Lemberg noch in unserer Hand!" Ehrlich währt am längsten – und so ist auch diese stolze Tradition noch nicht ganz verkümmert. So verkündete Herr Staatssekretär Ruttensdorfer dieser Tage: "Durch den Euro wird nichts teurer!" Warum sollte sich durch die Übernahme einer Hartwährung auch etwas verteuern? Wenn freilich gerade diese Sorge unsere Wirtschafts-Generalstäbler bewegt, kann man sich vorstellen, für wie stabil diesen Euro selbst seine Befürworter halten. Um derlei beruhigende Meldungen "bis an die Stammtische" weiterzuleiten, präsentierte der Staatssekretär gleich einen Euro-Projekt-Manager, der auf den schicksalsträchtigen Namen Raab hört: Damit ist nicht etwa ein neuer Bewerber für das Amt des europäischen Zentralbankchefs ins Rennen gestiegen, vielmehr verbirgt sich hinter dem speziellen Raab-Projekt eine Übung in Sachen Volksaufklärung und Propaganda. Kostenpunkt: 40 Millionen Schilling – und natürlich "keine Hurra-Informationen!"

Und das halte ich sonderbarerweise auch für absolut glaubwürdig: Denn abgesehen davon, daß es an sich schon vernichtend genug ist, wenn man meint, dafür eine angebliche Hartwährung auch noch werben zu müssen, was streute die Crème der SP-Granden bei gleicher Gelegenheit noch so alles unters Volk: Daß der Euro mit einer Beschäftigungsinitiative verknüpft werden muß, sprich: Das Defizit, das wir nicht haben dürfen, schon irgendwie zustande kommen wird. Da wird Herr Ruttenstorfer demnächst wohl für Houdini als Finanzminister dolmetschen (Vielleicht kämen da erstmals auch Herrn Hellers chinesische Akrobatinnen in Frage, zur Auffüllung der ministeriellen Frauenquote?). Und wer immer noch nicht verunsichert war, dem schrieb Ewald Nowotny ins Stammbuch, daß Österreich dann endlich nicht mehr blind der deutschen Hartwährungspolitik zu folgen brauche. Offen ließ er spitzbübischerweise nur, ob er jetzt den Ankauf von Schweizer Franken, von Yen oder – wegen der Zinsen – doch den Dollar empfiehlt.

Eine Währung, die solche Freunde hat und solche schwarzgeränderten Vorschußlorbeeren, braucht wahrlich keine Feinde mehr. Sind das jetzt alles Saboteure oder betreiben unsere Kommunikationstalente bloß gekonnt Tiefstapelei, um nachher sagen zu können: Alles halb so schlimm. Oder liegt es daran, daß die feinnervigen EU-Bürokraten es endlich leid sind, als Klubdiener des Kapitalismus verfemt zu werden.


 
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