© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/97  04. April 1997

 
 
Termine, Daten und Fakten: Kommt die Euro-Währungsunion wirklich?
Der Weg vom Schilling zum Euro
von Christian Pinter

Der Euro ist zur Zeit in aller Munde. Um unseren Lesern einen kurzen und klaren Überblick zu geben, werden im folgenden einige wesentliche Termine, Daten und Tatsachen dargestellt. Sie sollen neben dem Überblick auch ein Bewußtsein dafür bekommen, daß der Euro nicht irgendwie und irgendwo in der Ferne liegt. Der Weg zum Euro beginnt bereits heute.

Österreich wird aller Voraussicht nach an der Europäischen Währungsunion teilnehmen. Die Grundlage dafür wird bereits ab heuer gebildet, indem die österreichischen Rechtsvorschriften schrittweise für die Währungsunion angepaßt werden.

Mit Ende des Jahres 1997 bzw. spätestens Anfang ’98 legen die EU-Kommission und das Europäische Währungsinstitut (EWI) einen Konvergenzbericht vor, welcher die neuesten Wirtschaftsdaten der EU-Länder für das abgelaufene Jahr 1997 enthalten wird. Dieser Bericht soll darüber entscheiden, ob ein Land zur Währungsunion zugelassen wird, oder nicht. Der 1. Jänner 1998 ist somit der erste wirkliche Entscheidungspunkt auf dem Weg zum Euro.

1998 wird dann die Europäische Zentralbank (EZB) gegründet. Sie wird ihren Sitz in Frankfurt/Main haben. Die EU-Regierungschefs ernennen das Direktorium um die EZB. Die EZB ist dann für die weitere Entwicklung der Währungsunion verantwortlich. Am 1. Jänner 1999 legen die EU-Finanzminister die Umrechnungskurse der "teilnehmenden Währungen" zum Euro fest. Aus heutiger Sicht ist das der offizielle Beginn der Währungsunion. Das bedeutet: de facto tritt der Euro mit Beginn des Jahres 1999 in Kraft.

Ab diesem Zeitpunkt gibt es nur noch einen einheitlichen Umrechnungskurs zwischen den "teilnehmenden Währungen" und dem Euro. Die EZB führt ihre Geldpolitik bereits in Euro aus. Banken und Finanzmärkte stellen auf Euro um. So werden etwa Staatsanleihen nur mehr in Euro ausgegeben. Der gesamte Zahlungsverkehr wird in Euro geführt. Der Devisenhandel erfolgt nur mehr zwischen Euro und Außenwährungen. Wenn man dann zum Beispiel seine Kreditkarte in Amerika benützt, dann wird der jeweilige Dollarbetrag bereits in Euro umgerechnet.

Sämtliche Geldbeträge in österreichischen Gesetzen werden an den Euro angepaßt. Unternehmen und die öffentliche Verwaltung stellen ihr Rechnungswesen und die EDV auf Euro um. Die Umstellung im Konsumentenbereich wird vorbereitet. Im Klartext heißt das: Herr und Frau Österreicher zahlen vorerst im Geschäft noch immer mit Schilling (Bargeld). Der Euro ist in der Praxis "nur" Buchgeld. Jedoch sollen bis spätestens 1. Jänner 2002 auch Euro-Banknoten und Münzen ausgegeben werden.

Ab dem Jahr 2002 (ein weiterer Stichtag in der Entwicklung des Euros) stellen die Banken ihre Gehaltskonten und Sparbücher auf Euro um. Spätestens jetzt liegen auf ihrem Sparbuch nicht mehr Schillinge, sondern Euros. Im täglichen Leben sind Euro und Schilling noch parallel im Umlauf. Der Schilling wird jedoch nach und nach eingezogen. Man kann sich das ganze so ähnlich vorstellen, wie es bei der Einführung neuer Schilling-Scheine schon bisher der Fall war. In den Geschäften sollen die Preise noch in Schilling und Euro angeschrieben werden. In den Buchhaltungen der Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung wird aber mit 1.1.2002 endgültig auf den Euro umgestellt.

Der nächste Stichtag liegt noch im Jahr 2002. Ab 1. Juli 2002 gibt es dann nur mehr den Euro als Zahlungsmittel. Die Österreicher können ihre Schillinge dann bei der Österreichischen Nationalbank gegen Euros eintauschen. Hier wird die Prozedur wiederum den bisher erfolgten Einführungen neuer Schilling-Banknoten ähnlich sein.

Egal, wie man zum Euro stehen mag. Wenn er nun in die Tat umgesetzt wird, dann gilt spätestens ab dem 1. Juli 2002 der Euro als offizielle Währung in jenen Ländern, die an der europäischen Währungsunion teilnehmen. Ab 1. Jänner 1999 ist diese europäische Währungsunion Realität. Die Entscheidung für den gesamten Veränderungsprozeß fällt bereits in diesem Jahr. Deshalb ist es für alle Betroffenen ratsam, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Informieren Sie sich entweder bei Ihrer Hausbank oder direkt bei der Österreichischen Nationalbank. Führen Sie sich dabei aber immer vor Augen, daß die Banken zunächst auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Verfolgen Sie die Entwicklung im Alltag und in den Medien (Die JF wird die gesamte Entwicklung genau beobachten). Wenn sie unsicher sind, dann fragen Sie. Niemand ist allwissend. Es gibt im Grunde keine dummen Fragen, sondern nur Dumme, die nicht fragen.


 
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